Peter Erik Felzer
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13.09.2021
Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening hob die vielfältigen Leistungen der Apotheken in der Pandemie heraus. „Wir haben Desinfektionsmittel hergestellt, flächendeckend Teststrukturen aufgebaut und in NRW einige Millionen Impfstoffdosen für die Verimpfung aufbereitet.“ Dazu habe man in kürzester Zeit Millionen Masken an ältere Menschen und Risikopatienten abgegeben und stelle nun die digitalen Impfzertifikate aus. Overwiening, die auch Präsidentin der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V. ist, verglich diese Leistungen mit denen von Artisten: „Diese Bälle sind uns nach und nach zugeworfen worden. Und wir haben diese Bälle wie Jongleure aufgenommen und in der Luft gehalten. Wir sind Corona-Jongleure.“
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann stellt die Leistungen der Apotheken vor Ort in der Pandemie heraus, welche „die größte Herausforderung ist, vor der unsere Generation je stand“. Das System habe im Ganzen standgehalten. Man müsse aber auch offen zugeben, dass es Bereiche gegeben habe, in denen man nicht vorbereitet gewesen sei. „Dass wir plötzlich keine Schutzmaterialien mehr hatten, ist der Beweis dafür, dass wir uns zu abhängig gemacht haben von „Just-in-Time“-Bestellungen und ausländischen Lieferketten.“
So international so manche Herausforderung ‒ manches ließ sich relativ problemlos vor Ort klären. „Ich bin froh, dass wir nur eine kleine Verordnung machen mussten, damit die Apotheker aus Schnaps Desinfektionsmittel herstellen konnten“, berichtete Laumann schmunzelnd in Münster. „Das hat gezeigt, wie schnell man Probleme lösen kann, wenn man die Grundsubstanzen hat. Wir brauchen eine gewisse Unabhängigkeit bei wichtigen Arzneimitteln und Schutzmaterialien innerhalb der demokratischen Staaten Europas.“ Laumann setzte sich zudem eindeutig für die inhabergeführte Apotheke vor Ort ein. Außerdem stellte er sich klipp und klar gegen den Einstieg von Kapitalgesellschaften in den Apothekenmarkt. Diese bräuchte man nicht. In anderen Bereichen des Gesundheitssystems, etwa bei den Zahnarztpraxen, würden ihm diese Bestrebungen große Sorgen bereiten.
Unverzichtbar ist die Apotheke vor Ort auch für Oberbürgermeister Markus Lewe, wie er in seinem Grußwort verdeutlichte. Gerade in der Pandemie habe es jeder gesehen, so Lewe mit Blick ins Publikum: „Wir brauchen Sie! In der Krise hat sich gezeigt, wie wichtig Ihre Arbeit für die Daseinsvorsorge ist.“ Allein in Münster hätten sich 34 Apotheken an den Testungen auf das Coronavirus beteiligt.
Neben politischen Plädoyers und Diskussionen prägten viele Fachvorträge den westfälisch-lippischen Apothekertag in Münster. So ging es um die Sicherheit von Arzneimitteln, die Selbstmediakation aber auch das Thema „Mit Humor beraten“. 262 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren mit einem strengen Hygienekonzept vor Ort, mehr als 900 verfolgten die Veranstaltungen digital.