09.03.2016
Dass man sich bei einem Streifzug durch die Natur Zecken einfangen kann, ist bekannt. Im eigenen Garten wiegen sich dagegen viele Menschen in Sicherheit. Zu Unrecht: „Wer aus der Haustür tritt, steht im Lebensraum der Zecken“, fasst Prof. Dr. Ute Mackenstedt die ersten Ergebnisse einer seit 2014 laufenden Zeckenerhebung im Vorfeld des 3. Süddeutschen Zeckenkongresses in Hohenheim zusammen. Die Wissenschaftler hatten 100 Gärten, darunter Haus-, Obst- und Schrebergärten, im Raum Stuttgart nach Zecken abgesucht. In 60 Prozent aller Gärten wurden sie fündig. „In Einzelfällen fanden wir in einer halben Stunde bis zu 800 Tiere“, so die Parasitologin Mackenstedt. Zur Überraschung der Wissenschaftler scheinen sich die Blutsauger in ganz unterschiedlichen Umgebungen wohlzufühlen: vom verwilderten Garten am Waldrand bis zum akkurat gepflegten Stadtgarten. Danach begünstigen Faktoren wie ein naher Wald, Unterholz und hohes Gras zwar große Zeckenpopulationen, sie sind aber keinesfalls Voraussetzung.
Ein Grund für die große Verbreitung sind den Forschern zufolge Haus-, Wild- und Nagetiere. Von den drei verschiedenen Zeckenarten, die die Wissenschaftler fanden, werde eine vor allem durch Vögel verbreitet. Andere seien typisch für Wild- und Haustiere. „Man kann einen Garten nicht zeckenfrei halten“, schlussfolgert Mackenstedt. Einmal eingeschleppt, bilden die Spinnentiere stabile Gemeinschaften, die sich allerdings offenbar nicht über den ganzen Garten verteilen, sondern auf bestimmte Bereiche beschränkt bleiben. Das könne zum Beispiel auch nur ein einzelner Rosmarinstrauch sein, so die Wissenschaftlerin. Dies und die Tatsache, dass Zecken durch den Klimawandel bereits im Februar bis in den Dezember hinein aktiv seien, deuten der Expertin zufolge klar darauf hin, dass der Mensch lernen müsse, mit Zecken zu leben. „Wir müssen akzeptieren, dass wir die Zecken nicht vermeiden können“, sagt die Mackenstedt. Umso wichtiger sei es, sich entsprechend zu schützen. Wie das klappt, lesen Sie im Beitrag „Schutz vor Zecken“.
HH