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26.07.2022
Menschen, die 100 Jahre oder älter sind, haben fast immer mit gesundheitlichen Problemen zu tun – auf der anderen Seite sind sie aber auch erstaunlich oft zufrieden und selten depressiv. Woran das liegt, untersuchen Forscher der Universität Lausanne in der Schweiz.
Auf der einen Seite ist ein hundertjähriges Leben stark von gesundheitlichen Einschränkungen geprägt: 94 Prozent der sehr alten Menschen haben zum Beispiel Seh- und/oder Hörprobleme, 72 Prozent Mobilitätserkrankungen und 60 Prozent muskuloskelettale Erkrankungen wie Arthrose, Rückenschmerzen oder Osteoporose. Das ist ein Ergebnis der zweiten Heidelberger Hundertjährigen-Studie, die 2011 und 2012 durchgeführt wurde. Da ist die Frage berechtigt: Lebensqualität mit 100 – geht das überhaupt? „Die vielleicht zunächst überraschende Antwort ist: Ja, das geht sehr wohl! Dies belegen verschiedene Hundertjährigen-Studien“, sagt die Psychologin Daniela Jopp von der Universität Lausanne.
So habe etwa die US-amerikanische Fordham-Studie aus New York gezeigt, dass Hundertjährige selten Depressionen haben. In der zweiten Heidelberger Hundertjährigen-Studie gaben mehr als 80 Prozent zudem an, dass sie zufrieden mit ihrem Leben seien. Die Lebenszufriedenheit ist dabei im Vergleich mit der Gruppe der 80- bis 95-jährigen Menschen sogar höher. Und auch eine aktuelle Schweizer Studie bescheinigt den sehr alten Menschen eine hohe psychische Widerstandskraft – auch in Bezug auf die Corona-Pandemie.
Doch woran liegt das? „Ältere Menschen setzen eher auf kognitive Strategien, mit denen sie ein Problem umbewerten. Sie konzentrieren sich nicht auf ihren Gesundheitszustand, sondern eher darauf, dass sie am Leben sind – und schätzen dies“, erklärt Joop. So hätten Studien der Psychologin zufolge zum Beispiel auch ergeben, dass Hundertjährige optimistischer sind als die Gruppe 80- bis 95-Jährigen.