Was ist das? - Definition
Entzündet sich die Bauchspeicheldrüse unterscheidet man zwischen einer chronischen mit einem andauernden oder schubförmigen Verlauf und einer akuten Entzündung, deren Symptome sehr plötzlich auftreten. Die akute Bauchspeicheldrüsenentzündung wird meist durch Alkoholmissbrauch oder Gallensteine ausgelöst.
Wie wird es noch genannt? - Andere Bezeichnungen
Wie kommt es dazu? - Mögliche Ursache
Die Bauchspeicheldrüse ist ein lang gestrecktes, ca. 100 g schweres Organ. Sie liegt oberhalb des Nabels im mittleren Oberbauch und erstreckt sich vom Zwölffingerdarm bis zur Milz. Die Bauchspeicheldrüse produziert Verdauungssäfte, die über einen Gang in der Mitte des Organs in den Zwölffingerdarm abfließen. Im Schwanz der Bauchspeicheldrüse finden sich spezielle Drüsenzellen, die das Insulin bilden, ein Hormon, das wir zur Regulation unseres Zuckerspiegels im Blut brauchen. Das Insulin wird nicht über den Bauchspeicheldrüsengang abtransportiert, sondern gelangt direkt ins Blut.
Die häufigsten Ursachen einer Bauchspeicheldrüsenentzündung sind chronischer Alkoholkonsum oder Gallensteine:
- Der Alkohol wirkt direkt schädigend auf das Gewebe.
- Gallensteine können die gemeinsame Mündungsstelle des Gallen- und Bauchspeicheldrüsenganges in den Zwöffingerdarm blockieren. Dadurch staut sich der Bauchspeichel, was zu einer Entzündung des Organs führt.
Neben den genannten Ursachen können auch Viruserkrankungen wie z.B. Mumps, Verletzungen oder Medikamente zu einer Bauchspeicheldrüsenentzündung führen. Es gibt aber auch Fälle, in denen die Ärzte keine Ursache finden können.
Wie macht es sich bemerkbar? - Symptome
Die Krankheit setzt "aus heiterem Himmel" ein, Vorboten gibt es keine. Folgende Beschwerden sind typisch:
- Starke, in den Rücken ausstrahlende Oberbauchschmerzen
- Übelkeit und Erbrechen, verursacht durch die starken Schmerzen
- Starke Blähungen: Der Bauch ist oft von einer gummiartigen Konsistenz
- Gelbsucht, vor allem wenn die Entzündung durch einen eingeklemmten Gallenstein verursacht ist.
Wie geht es weiter? - Verlauf und Komplikationen
In den meisten Fällen heilt eine Bauspeicheldrüsenentzündung folgenlos aus. Doch es kann auch zu teils lebensbedrohlichen Komplikationen kommen:
- Durch die Entzündung des Gewebes kommt es zur Organschwellung sowie zur Erweiterung der Umgebungsgefäße. Das bindet große Mengen Flüssigkeit, die dem Körper fehlen. Deshalb kann sich ein Kreislaufschock infolge Flüssigkeitsmangel entwickeln.
- Die eiweißspaltenden Verdauungsstoffe im Bauchspeichel werden in einer inaktiven Vorstufe gebildet und erst im Zwölffingerdarm aktiviert. Bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung kann es zur vorzeitigen Aktivierung der Stoffe noch im Pankreasgang kommen. Da die Bauchspeicheldrüse aus Eiweiß aufgebaut ist, kommt es zu einer Selbstandauung des Organs mit der Gefahr einer Organzerstörung.
- Kommt es im Rahmen der Entzündung zu einer Ausschwemmung von Bakterien in die Blutbahn kann es zur gefährlichen Blutvergiftung kommen.
Besonders bei chronischem Alkoholmissbrauch kann sich nach wiederholten Entzündungen eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung entwickeln. Es kommt zum fortschreitenden Funktionsverlust der Drüse mit Nahrungsunverträglichkeiten, zunehmender Gewichtsabnahme auf Grund einer gestörten Nährstoffaufnahme und wiederkehrenden starken Bauchschmerzen.
Was kann noch dahinter stecken? - Krankheitsbilder mit ähnlichen Symptomen
Oberbauchschmerzen können viele Ursachen haben. Hier sind einige Beispiele genannt:
- Leichte Schmerzen, die sich bei körperlicher oder psychischer Belastung verstärken, sprechen für eine Magenschleimhautentzündung.
- Werden die Schmerzen stärker und treten im Zusammenhang mit Essen oder im Nüchternzustand auf, können ein Magengeschwür oder ein Zwölffingerdarmgeschwür die Ursachesein.
- Starke, kolikartige Schmerzen im rechten Oberbauch mit Ausstrahlung in den Rücken bzw. in die Leistengegend können Anzeichen einer Gallen- oder Nierenkolik sein.
- Schmerzen im gesamten Bauch verbunden mit Übelkeit, Erbrechen und Verstopfung sprechen für einen Darmverschluss.
- Auch ein Herzinfarkt, oder eine schwere Lungenentzündung können hinter Oberbauchschmerzen stecken.
Verhaltenstipps
- Plötzlich einsetzende Oberbauchschmerzen sollten immer von einem Arzt beurteilt werden.
- Nach einer überstandenen Bauchspeicheldrüsenentzündung gilt striktes Alkoholverbot um das Organ nicht zu schädigen.
- Sind Gallensteine die Ursache einer Bauchspeicheldrüsenentzündung, so sollte die Gallenblase entfernt werden um einer erneuten Entzündung vorzubeugen.
Bearbeitungsstand: 31.07.2012
Quellenangabe:
Herold, Innere Medizin, Herold, (2011)
Die Information liefert nur eine kurze Beschreibung des Krankheitsbildes, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Sie sollte keinesfalls eine Grundlage sein, um selbst ein Krankheitsbild zu erkennen oder zu behandeln. Sollten bei Ihnen die beschriebenen Beschwerden auftreten, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.
Bauchspeicheldrüsenentzündung: Behandlung
Bei der Behandlung einer Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) geht es vor allem darum, Komplikationen zu vermeiden und Beschwerden zu lindern. Die eigentlichen Ursachen der Entzündung kann man mit der Therapie nicht beseitigen.
Behandlung einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung
Wie sich eine akute Bauchspeichelentzündung entwickelt, ist oft nicht vorhersehbar. Personen, die an einer akuten Pankreatitis leiden, müssen daher in der Regel im Krankenhaus behandelt und überwacht werden – in schweren Fällen auf der Intensivstation.
Die Bauchspeicheldrüse produziert normalerweise Verdauungssäfte, damit der Körper die aufgenommene Nahrung verarbeiten kann. Um die Bauchspeicheldrüse nicht unnötig zu belasten, darf der Patient daher vorübergehend nichts essen und trinken. Im Krankenhaus bekommt er eine Infusion, über die er mit Nährstoffen und Flüssigkeit versorgt wird. Sobald es dem Betroffenen besser geht, sollte er wieder etwas zu sich nehmen. Dabei sollte anfangs möglichst leichte, fettarme Kost auf dem Speiseplan stehen.
Alkohol sollte während der gesamten Behandlung tabu bleiben, ebenso wie Nikotin, Fetthaltiges und Kaffee.
Bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung ist die Bauchspeicheldrüse nicht mehr in der Lage, ausreichend Verdauungsenzyme herzustellen. Die Folge: Der Körper kann Nährstoffe nicht mehr so gut aufnehmen, was zu den typischen Beschwerden wie Verdauungsstörungen oder Gewichtsverlust führt. Mit speziellen Enzympräparaten kann die fehlende Funktion der Bauchspeicheldrüse ein Stück weit ersetzt werden.
Darüber hinaus können bei einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung weitere Behandlungsmaßnahmen notwendig werden:
- Gegen die Schmerzen wird der Arzt ggf. ein Schmerzmittel verabreichen. Bei leichten Schmerzen wird er zum Beispiel Medikamente mit den Wirkstoffen Tramadol oder Novaminsulfon in Erwägung ziehen.
- Bei einer schweren Bauchspeicheldrüsenentzündung kann es zu Infektionen kommen – in diesem Fall sind ggf. Antibiotika notwendig.
- Haben Gallensteine die Pankreatitis verursacht, wird der Arzt diese beseitigen, zum Beispiel im Rahmen einer Spiegelung. Größere Steine wird er vorher mithilfe von Stoßwellen in mehrere kleine Teile zertrümmern.
- In schweren Fällen kann eine Operation notwendig werden, bei welcher der Chirurg u.a. abgestorbenes Gewebe entfernt.
Behandlung einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung
Eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung bedarf einer individuellen Behandlung. Grundsätzlich gilt: Genau wie bei der akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung sind auch bei der chronischen Form weder Alkohol noch Nikotin erlaubt – und das dauerhaft.
Auch bei einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung stellt die Bauchspeicheldrüse nicht genug Verdauungsenzyme her. Zudem können die fettlöslichen Vitamine A, D, E und K nicht mehr ausreichend über den Darm ins Blut gelangen. Bei ausgeprägten Verdauungsstörungen oder Verdauungsproblemen wie Blähungen wird der Arzt daher vorschlagen, dass der Patient Bauchspeicheldrüsenenzyme und fettlösliche Vitamine in Kapselform zum Essen einnimmt, um den Mangel auszugleichen. Diese Produkte haben in der Regel kaum Nebenwirkungen und werden gut vertragen. Nur selten treten allergische Reaktionen auf. Eine besondere Diät bei chronischer Bauchspeicheldrüsenentzündung gibt es nicht.
Die weitere Therapie richtet sich vor allem danach, wie gut die Bauchspeicheldrüse noch arbeitet, welche Folgeerkrankungen vorliegen und welche Beschwerden der Patient hat:
- Schmerzen lindern: Bei starken Schmerzen wird der Arzt zum Beispiel Schmerzmittel verabreichen – oder, wenn der Bauchspeicheldrüsengang blockiert ist, einen chirurgischen Eingriff vornehmen.
- Insulin spritzen: Im weiteren Verlauf der Erkrankung kann es passieren, dass die Bauchspeicheldrüse nicht mehr ausreichend Insulin produziert – der Patient bekommt Diabetes. Das Hormon Insulin sorgt dafür, dass Zucker, der aus der Nahrung ins Blut gelangt, in die Zellen geschleust und verarbeitet wird. Zucker ist ein wichtiger Energielieferant für den ganzen Körper. Ohne Insulin verbleibt der Zucker im Blut, ohne genutzt werden zu können – der Blutzuckerspiegel steigt. Ist zu wenig Insulin vorhanden, müssen die Betroffenen den Mangel durch entsprechende Spritzen ausgleichen. In manchen Fällen kann auch eine spezielle Diät in Kombination mit Tabletten ausreichen.
- Engstellen weiten: Sind die Bauchspeicheldrüsen- oder Gallengänge durch die Entzündung verengt, kann dies zu Beschwerden führen. In diesem Fall kann der Arzt die Verengungen mithilfe eines speziellen Instruments aufdehnen.
- Pseudozysten entfernen: Bei manchen Patienten bilden sich in der Bauchspeicheldrüse Flüssigkeitsansammlungen (Pseudozysten), die unter Umständen entfernt werden müssen – entweder im Rahmen einer Spiegelung oder in einer Operation.
- Bauchspeicheldrüsen-OP: Wenn die Entzündung zu Komplikationen oder dauerhaften Beschwerden führt, kann eine Operation nötig sein. Im Rahmen der OP entfernt der Chirurg meist den Bauchspeicheldrüsenkopf. Nach der OP muss der Patient lebenslang Bauchspeicheldrüsenenzyme und/oder Insulin bekommen.
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Letzte Aktualisierung: Juli 2017