02.09.2014
Was hat ein Kübel mit Eiswasser, den man sich über den Kopf schüttet, mit der Krankheit ALS zu tun? Nichts eigentlich. Doch ist es den Initiatoren der Spendenkampagne mit der "Eiskübelherausforderung" gelungen, weltweit auf die Nervenkrankheit ALS aufmerksam zu machen. Professor Dr. Albert Christian Ludolph von der Ulmer Uniklinik für Neurologie erläutert, was sich hinter der Abkürzung verbirgt.
Mit dem Begriff Amyotrophe Lateralsklerose, kurz ALS, bezeichnen Ärzte eine tödliche Nervenkrankheit, die nicht heilbar ist. "ALS beginnt im Gehirn und zerstört Schritt für Schritt das motorische System des Patienten", erläutert der Neurologe. "Betroffen sind also Gestik, Mimik, Körperhaltung und alles, was damit zu tun hat, dass wir uns bewegen." Das führe dazu, dass viele ALS-Kranke auf einen Rollstuhl angewiesen seien und irgendwann nicht mehr selbstständig atmen könnten. Im fortgeschrittenen Stadium sei es ihnen zudem oft nicht mehr möglich, Kontakt mit der Umwelt aufzunehmen. "Sie sind eingesperrt im eigenen Körper", sagt der Neurologieprofessor, der die Krankheit seit rund 35 Jahren erforscht.
Zu Fragen der Entstehung und Ausbreitung der Krankheit liegt noch vieles im Dunkeln. Man weiß jedoch, dass ein bestimmter Eiweißstoff von Nervenzelle zu Nervenzelle weitergegeben wird, sich dort ablagert und zum Untergang der Nervenzelle führt. "Solche Erkenntnisse auf molekularer Ebene tragen dazu bei, ALS besser zu verstehen und zu bekämpfen", sagt Ludolph. Heilbar ist die Krankheit bisher dennoch nicht. Tatsächlich könne der Krankheitsverlauf mit Medikamenten nur verzögert werden, so Ludolph. Insgesamt habe sich durch die Forschung der vergangenen Jahre die Prognose für Betroffene aber etwas verbessert. "Heute überleben fünf Prozent der Betroffenen mehr als zehn Jahre", sagt der Neurologe.
Zur Frage, ob er die "Ice Bucket Challenge" für sinnvoll halte, hat Ludolph eine klare Meinung: "Ich halte viel von der challenge, auch wenn ich mich nicht mit Eiswasser übergieße. Alles, was die Krankheit bekannter macht, ist gut. Immerhin ist die ALS ungefähr so häufig wie Multiple Sklerose!"
Universität Ulm/HH