Gesundheit

Altersstruktur belastet deutsches Gesundheitssystem

07.12.2012

Ab 2020 werden die Anforderungen an die Gesundheitsversorgung in Deutschland deutlich steigen. Ihren vorläufigen Höhepunkt erreichen sie 2040. Das geht aus einer Studie des Kieler Instituts für Gesundheits-System-Forschung hervor. Der Leiter des Instituts Professor Fritz Beske kritisiert, dass Deutschland darauf nicht vorbereitet sei.

Alte Frau wird von junger Betreuerin gepflegt.
Bis zum Jahr 2060 werden mehr als 780.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt.
© Ocskay Bence - Fotolia

Obwohl die Bevölkerungszahl bis 2060 um 17 Millionen auf dann 65 Millionen zurückgeht, werden laut der Studie immer mehr Behandlungen erforderlich. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung müssten vor allem komplexe und personalintensive Leistungen häufiger erbracht werden, so zum Beispiel intensivmedizinische und schlaganfallbedingte Behandlungen. "Kein Land Europas hat eine so ungünstige Altersstruktur seiner Bevölkerung wie Deutschland", sagte Beske. Grund dafür seien die Auswirkungen zweier Weltkriege, die Baby-Boomer-Jahrgänge und der darauf folgende sogenannte Pillenknick Mitte der 60er Jahre.

Während 2010 in diesem Jahr jedem Einwohner durchschnittlich 494 Tagesdosen Arzneimittel verordnet wurden, werden es 2040 voraussichtlich 635 sein. 2050 liegt dieser Wert sogar bei 651. Den größten Handlungsbedarf sieht Beske jedoch in der Versorgung der Pflegebedürftigen. Zwischen 2009 und 2050 verdoppele sich ihre Zahl beinahe und steige von 2,34 auf 4,56 Millionen. Dabei gebe es immer mehr stark pflegebedürftige Menschen. Bis zum Jahr 2060 würden den Berechnungen zufolge daher mehr als 780.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt. Die Ausgaben der Pflegeversicherung stiegen allein aufgrund der Bevölkerungsentwicklung zwischen 2009 und 2060 von 19,7 auf 41,6 Milliarden Euro.

Deutschland sei auf diese Entwicklung "nicht im Ansatz vorbereitet", mahnte Beske. In allen Ländern Europas würden die Ausgaben im Gesundheitssystem gekürzt, mit Ausnahme von Malta und Deutschland. Dabei müsse man jetzt dafür sorgen, dass auch künftig jeder zumindest die medizinisch notwendige Versorgung erhalte.

sch/PZ

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