29.06.2020
Zwei Drittel der Alzheimer-Patienten sind Frauen. Bisher begründete man dies damit, dass Frauen durchschnittlich länger leben als Männer. Eine Studie in der Online-Ausgabe von „Neurology“ führt den Unterschied dagegen auf hormonelle Veränderungen während der Wechseljahre zurück.
85 Frauen und 36 Männer zwischen 40 und 65 Jahren ohne Anzeichen für geistige Beeinträchtigungen nahmen an der Studie teil. In Denk- und Gedächtnistests schnitten Männer und Frauen ähnlich ab, und auch in Bezug auf ihren Blutdruck und die Familiengeschichte für Alzheimer unterschieden sie sich nicht.
In Hirnscans wurde anschließend die Menge an grauer und weißer Hirnsubstanz gemessen und nach Amyloid-Beta-Plaques gesucht, die für Alzheimer typisch sind. Außerdem wurde die Gehirnaktivität überprüft, indem der Glukosestoffwechsel im Gehirn gemessen wurde. In allen vier Bereichen schnitten Frauen schlechter ab als Männer: Sie hatten durchschnittlich 30 Prozent mehr Beta-Amyloid-Plaques im Gehirn, und ihr Glukosestoffwechsel war 22 Prozent geringer als bei Männern. Frauen hatten zudem im Durchschnitt elf Prozent weniger weiße und graue Hirnsubstanz.
Hormone verändern sich nach den Wechseljahren
Die Studienautorin Dr. Lisa Mosconi vermutet: „Unsere Ergebnisse deuten an, dass Frauen ein höheres Risiko für die Krankheit haben, möglicherweise aufgrund niedrigerer Spiegel des Hormons Östrogen während und nach den Wechseljahren. Wahrscheinlich sind alle Sexualhormone beteiligt, aber insbesondere das Muster des Verlusts an grauer Substanz zeigt eine anatomische Überlappung mit dem Östrogen-Netzwerk des Gehirns.“
ZOU