07.04.2017
Das Antibiotikum Doxycyclin kann den Schrecken, den traumatische Erinnerungen bei Menschen auslösen, abschwächen. Dies zeigte sich in einem Versuch mit 80 Studienteilnehmern, über den Forscher der Universität Zürich im Fachjournal „Molecular Psychiatry“ berichten.
Der Effekt beruht jedoch nicht auf der antibiotischen Wirkung, sondern darauf, dass das Antibiotikum sogenannte Metalloproteinasen hemmt. Diese Enzyme spielen bei der Gedächtnisbildung eine zentrale Rolle. Die Studienteilnehmer wurden für den Versuch leicht schmerzhaften Reizen ausgesetzt, die immer mit einer bestimmten Farbe verbunden waren. Die Hälfte der Teilnehmer hatte zuvor 200 mg Doxycyclin erhalten, die andere Hälfte ein Placebo. Sieben Tage später zeigten die Teilnehmer der Placebogruppe beim Anblick der Farbe eine verstärkte Schreckreaktion, die in der Antibiotika-Gruppe 60 Prozent schwächer ausfiel. „Damit zeigen wir erstmals, dass Doxycyclin das emotionale Gedächtnis abschwächt, wenn es vor einem negativen Ereignis eingenommen wird“, sagt Studienautor Dr. Dominik Bach in einer Mitteilung der Universität.
Diese Wirkung des Doxycyclins könne man sich laut Bach zum Beispiel bei der Behandlung von Menschen mit posttraumatischer Belastungsstörung zunutze machen. Betroffene leiden nach einem traumatischen Erlebnis unter wiederkehrenden, plötzlich einschießenden Erinnerungen und Albträumen. In einer Psychotherapie könnten diese Erinnerungen gezielt aktiviert und durch Doxycyclin abgeschwächt werden. Bachs Arbeitsgruppe will dieses Vorgehen zunächst an gesunden Freiwilligen testen und dann auch in der Klinik erproben.
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