30.01.2017
Chronisch Kranke oder ältere Patienten sind oft auf viele unterschiedliche Medikamente angewiesen. Doch mit der Anzahl der eingenommenen Arzneimittel steigt auch das Risiko von potentiell gefährlichen Neben- und Wechselwirkungen. Wer mehrere Medikamente einnimmt oder schlicht die Übersicht über die verschiedenen Präparate verloren hat, kann sich an seine Apotheke wenden, empfiehlt Ursula Funke, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen. Zudem haben Patienten, die mehr als drei Medikamente einnehmen, seit dem 1. Oktober 2016 Anspruch auf einen Medikationsplan vom Arzt, der durch den Apotheker ergänzt werden kann.
Patienten, die ihre Medikation vom Apotheker überprüfen lassen, haben anschließend weniger arzneimittelbezogene Probleme. Das geht aus einer Studie des Universitätsklinikums Heidelberg im Auftrag der Apothekerkammern Hessen, Baden-Württemberg, Nordrhein und Niedersachsen hervor. Die im Rahmen der Studie untersuchten Fälle wurden von Apothekern eingereicht, die sich im Rahmen des Projekts „ATHINA“ (Arzneimitteltherapiesicherheit in Apotheken) speziell im Bereich Medikationsanalyse fortgebildet hatten.
Die 912 untersuchten Medikationsanalysen betrafen Patienten, die meist über 65 Jahre alt waren und durchschnittlich elf Arzneimittel einnahmen. Bei 95 Prozent aller Fälle konnten die Apotheker mindestens eine Schwierigkeit bei der Arzneimitteltherapie erkennen. Hierzu zählt etwa eine Wechselwirkung zwischen den eingenommenen Präparaten oder Unklarheiten bei der Anwendung. Funke: „Zu guter Letzt haben die Apotheker erfolgreich knapp 70 Prozent der auftretenden Probleme selbst gelöst oder einen entsprechenden Vorschlag unterbreitet, um die Arzneimitteltherapie für den Patienten zu optimieren.“ Besonders erfolgreich gelang es den Apothekern, Probleme bei der Anwendung von Medikamenten zu lösen. Sie erklärten den Patienten beispielsweise, wie ein Asthmaspray anzuwenden ist oder informierten zum richtigen Einnahmezeitpunkt. Bei etwa jedem dritten Problem kontaktierten die Apotheker auch die betreuenden Ärzte, um Vorschläge für eine Optimierung der Medikation zu unterbreiten, während bei 14 Prozent ausschließlich eine Beratung in der Apotheke stattfand.
Laut Dr. Hanna Seidling vom Universitätsklinikum Heidelberg, die die Auswertung der Medikationsanalysen geleitet hat, zeige die Studie, dass die Apotheker im ATHINA-Projekt sehr erfolgreich Probleme in der Medikation erkennen und kurzfristig geeignete Maßnahmen zur Lösung initiieren können.
LAK Hessen/NK