Arzneimittel in der Schwangerschaft

Welche Medikamente sind in der Schwangerschaft erlaubt? Ein Experte klärt auf.

Frauen, die regelmäßig Medikamente einnehmen, besprechen eine geplante Schwangerschaft am besten mit ihrem Arzt.
Schwangere sollten Medikamente nur dann einnehmen, wenn sie wegen starker Beschwerden und aus ärztlicher Sicht notwendig sind.
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Sollten werdende Mütter keine Arzneimittel nehmen – oder riskieren sie damit generell Fehlbildungen beziehungsweise Wachstumsstörungen bei ihrem Kind? "Das lässt sich nicht pauschal sagen. Manche Medikamente sind notwendig und es kommt wie immer auf die Dosierung an. Das gilt zum Beispiel für die Behandlung von Bluthochdruck und Diabetes in der Schwangerschaft", sagt Privatdozent Dr. Dietmar Schlembach, Chefarzt der Klinik für Geburtsmedizin im Berliner Klinikum Neukölln und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG). "Wird der Blutdruck nicht kontrolliert, kann es Komplikationen geben, etwa weil die Frau Krampfanfälle bekommt. Oder die Plazenta löst sich und der Embryo wächst nicht weiter."

Chronische Erkrankungen ernst nehmen

Sogenannte Calciumantagonisten sind laut dem Experten eine verträgliche Möglichkeit, den Blutdruck in den Griff zu bekommen, ohne dem Kind Schaden zuzufügen. "Bei Diabetes kann es notwendig sein, Insulin zu spritzen", erläutert Schlembach und empfiehlt Schwangeren, sich dazu mit dem behandelnden Gynäkologen zu beraten. Das gilt generell für Frauen, die chronische Erkrankungen haben und schwanger werden – etwa auch bei Depressionen. "Sie sollten dann auf keinen Fall Medikamente wie Antidepressiva einfach absetzen, ohne mit ihrem Arzt zu sprechen", warnt Schlembach.

Über Schmerzmittel mit Wirkstoffen wie etwa Ibuprofen wurde jüngst diskutiert. Schlembach meint: "Wir greifen auch außerhalb einer Schwangerschaft viel zu schnell zur Schmerztablette", und rät zu alternativen Methoden wie Akupunktur oder Akupressur – je nachdem, wie empfindlich die Frau ist. Bauchschmerzen können sich mithilfe des krampflösenden Wirkstoffs Butylscopolamin lindern lassen. "Ab der 28. Schwangerschaftswoche sollte eine Schwangere Medikamente mit Ibuprofen meiden. Es kann zum vorzeitigen Verschluss des Ductus arteriosus − eines wichtigen Verbindungsgefäßes zwischen Aorta und Lungenarterien − kommen, wenn diese langfristig genommen werden", erklärt Schlembach. Zu einer Schädigung der Zellen des Kindes gibt es nach seinen Worten keine grundlegenden Studien. Sollte ein Schmerz- und fiebersenkendes Mittel aber doch erforderlich sein, kann nach Rücksprache mit dem Arzt und unter Beachtung der Einnahmehinweise Paracetamol eingesetzt werden, auch nach der 28. Schwangerschaftswoche. Immerhin können unbehandelte und anhaltende Schmerzen oder Fieber eine Schwangere sehr belasten.

Rücksprache mit dem Arzt

Migränepatientinnen können laut Schlembach auch in der Schwangerschaft nach Rücksprache mit ihrem Arzt zu Medikamenten greifen, um ihre Attacken zu lindern. "Dabei helfen natürlich ebenfalls begleitende Maßnahmen, etwa indem sich die Frauen zum Beispiel ruhig in einen dunklen Raum legen", sagt der Experte.

Er und seine Kollegen haben das Problem, dass sie für die Geburtshilfe Medikamente benötigen, es gibt aber kaum Studien mit Schwangeren, um herauszufinden, welche Arzneien helfen und zugleich keine gravierenden Nebenwirkungen für Mutter und Kind aufweisen.

Zur Sicherheit von Arzneimitteln, die in der Schwangerschaft und Stillzeit gegeben werden, berät ein öffentlich gefördertes Institut der Charité-Universitätsmedizin Berlin auch online unter www.embryotox.de. Die auf aktuellen wissenschaftlichen Daten beruhenden Hinweise müssen jedoch mit dem behandelnden Arzt besprochen werden, bevor man Therapieentscheidungen trifft. Durch die Daten zu Arzneimitteln und ihren Wirkungen in der Schwangerschaft und die Beratung dazu sollen Unsicherheiten genommen werden.

Und auch in der Apotheke können sich Schwangere entsprechend zu Arzneimitteln beraten lassen. Denn auch sie müssen mit Arzneimitteln versorgt werden, damit unbehandelte Erkrankungen weder Mutter noch Kind gefährden.

Natascha Plankermann

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