08.01.2016
Ein Team internationaler Forscher fand unter Mitarbeit von Forschern in Bozen Spuren von Helicobacter pylori in den Überresten des Mageninhalts der Gletschermumie. Den Forschern gelang es, ein komplettes, 5.300 Jahre altes Bakterien-Genom zu rekonstruieren. Außerdem konnten die Forscher ein Marker-Protein nachweisen, das heute bei Menschen vorhanden ist, die mit Helicobacter infiziert sind. Damit zeigt sich, dass der gefährliche Magenkeim, der bei rund einem Zehntel der Infizierten klinische Komplikationen wie Gastritis, Magengeschwüre oder sogar Magenkrebs verursacht, offenbar schon unseren Vorfahren in der Kupfersteinzeit Probleme bereitete.
Ob der Nachweis von Helicobacter pylori bedeutet, dass Ötzi tatsächlich unter Magenproblemen litt, können die Forscher nicht sagen. Diese Frage bleibt offen, weil kein Magengewebe erhalten sei, an dem sich eine solche Erkrankung erkennen ließe, sagt Paläopathologe Albert Zink von der European Academy (EURAC) in Bozen. Was sich sagen lässt, ist, dass die Voraussetzungen einer solchen Erkrankung bei ihm existierten.
Eine weitere Analyse des Bakterien-Genoms zeigte zudem, dass dieses einem Stamm gleicht, der heutzutage in Zentral- und Südasien anzutreffen ist. Die Wissenschaftler waren davon überrascht, hatten sie doch angenommen, bei Ötzi den gleichen Helicobacter-Stamm zu finden, wie er heute bei Europäern auftritt. Die Forscher vermuten, dass ursprünglich ein asiatischer und ein afrikanischer Bakterienstamm existierten, die sich irgendwann zu einer europäischen Version entwickelten. Diese Rekombination könne offenbar erst nach Ötzis Zeit stattgefunden haben, was bedeute, dass die Geschichte der Besiedlung Europas viel komplexer sei, als bisher gedacht, so die Forscher.
HH