12.07.2017
Anders als man zunächst vielleicht vermuten würde, muss eine große "Sitzfläche" nicht gleichzeitig auch eine große Haftkraft bedeuten. Dies berichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Nanoscale. Des Weiteren konnten die Forscher zeigen, dass die Bakterien trotz ihrer kugelförmigen Gestalt nicht als einfache harte Kugeln beschrieben werden können, wenn sie mit einer Oberfläche wechselwirken. Vielmehr müsse man sich ein Bakterium als einen Ball vorstellen, der mit einem weichen, "zotteligen Fell" aus Zellwandproteinen überzogen sei. Dieses sei wesentlich für den Haftungsmechanismus verantwortlich, so die Forscher. Die Haftung könne sich lokal stark unterscheiden, was an der jeweiligen Zusammensetzung an Haftproteinen in dieser Region liege. Die Forscher hoffen, dass ihre Ergebnisse dazu beitragen, antibakterielle Materialien zu optimieren.
Um die Kontaktfläche zwischen Bakterien und Oberflächen zu bestimmen, hatten Physiker und Biologen der Universität des Saarlandes eine Methode zu entwickelt, bei der sie sich die Haftkraft der Bakterien zunutze machten. Diese ist für verschiedene Oberflächen oft sehr unterschiedlich und hängt zum Beispiel davon ab, ob diese wasserabweisend oder benetzbar sind. Für ihre Versuche setzten sie jeweils einzelne Bakterien der Gattung Staphylococcus auf eine von ihnen entwickelte Spezialoberfläche, die sowohl stark wasserabweisende als auch sehr gut benetzbare Eigenschaften gleichzeitig erfüllte, und zogen sie anschließend wieder ab. Die Kraft, die zum Abziehen erforderlich ist, ist die Haftkraft, die zusammen mit dem genauen Ort, von dem die Bakterien abgezogen wurden und dessen Benetzbarkeit einen Rückschluss auf die „Sitzfläche“ zulässt
HH