Dr. Karen Zoufal
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30.11.2020
In Gewebeproben des Dickdarms von 62 Patienten mit Reizdarm-Syndrom und 31 gesunden Freiwilligen wurden bei 19 der 62 Patienten (31 Prozent) Brachyspira-Bakterien im Darm gefunden, aber bei keinem der Gesunden. Besonders bei Patienten mit Durchfall wurden sie nachgewiesen. Dies berichten Forscher der Universität Göteborg in der Fachzeitschrift „Gut“.
„Unsere Ergebnisse eröffnen möglicherweise völlig neue Optionen für die Behandlung und sogar Heilung einiger Patienten mit einem Reizdarm-Syndrom, vor allem für die Patienten mit Durchfall“, sagte der Gastroenterologe Prof. Magnus Simrén vom Universitätsklinikum Sahlgrenska in Göteborg.
Die krankmachende Bakteriengattung Brachyspira kommt in der menschlichen Darmflora normalerweise nicht vor. Stuhlproben sind für ihren Nachweis ungeeignet, stattdessen wiesen die Wissenschaftler bakterielle Proteine im Schleim aus Gewebeproben des Darms nach, denn im Gegensatz zu den meisten anderen Darmbakterien steht Brachyspira in direktem Kontakt mit den Darmzellen und bedeckt deren Oberfläche.
Antibiotika helfen bislang nicht
Die Forscher führten erste Versuche mit Antibiotika durch, aber damit wurden die Patienten die Brachyspira-Bakterien nicht los, weil sie sich in den Darmzellen „versteckten“. Dennoch könnten in der Zukunft andere Antibiotika-Therapien sowie Probiotika erfolgreich sein. Die Forscher der Universität Göteborg planen, dies in weiteren Studien zu untersuchen.
Weltweit haben zwischen 5 und 10 Prozent der Erwachsenen Symptome eines Reizdarm-Syndroms. Die Erkrankung verursacht Bauchschmerzen und Durchfall, aber auch Verstopfung oder abwechselnd Durchfall und Verstopfung. Menschen mit milden Formen können weitgehend normal leben, ausgeprägte Symptome können die Lebensqualität aber stark beeinträchtigen.
DOI: 10.1136/gutjnl-2020-321466