Natascha Koch
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14.03.2019
Für Frauen wie für Männer gilt: Zögern sie bei Anzeichen eines Herzinfarkts zu lange mit dem Notruf 112, riskieren sie ihr Leben. Frauen über 65 treffen einer aktuellen Studie des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung zufolge jedoch durchschnittlich eine Stunde später in der Notaufnahme ein, als Männer.
Den Studienautoren zufolge gibt es mehrere Ursachen für diese enorme Verzögerung: Zum einen leben ältere Frauen oft alleine und haben im Notfall niemanden, der ihnen bei einem Herzinfarkt Hilfe holt. Zum anderen erkennen sie den Infarkt häufig nicht als solchen. Die Symptome sind vor allem bei älteren Frauen oft unspezifisch: Bei ihnen tritt seltener der typische starke Schmerz im Brustkorb auf. „Ältere Herzinfarkt-Patientinnen empfinden häufiger eher ein Druck- oder Engegefühl in der Brust“, erklärt Prof. Dr. med. Christiane Tiefenbacher, Chefärztin der Kardiologie am Marien-Hospital Wesel. Begleitet ist dieses häufig von Oberbauchbeschwerden, Übelkeit, Erbrechen, Schweißausbruch, Rückenschmerzen, Kurzatmigkeit und Müdigkeit.
Da die Beschwerden in der Brust bei älteren Frauen weniger intensiv ausgeprägt sind, rücken die unspezifischen Herzinfarkt-Symptome wie Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen in den Vordergrund. „Diese werden von den betroffenen Frauen nicht selten fälschlicherweise als harmlose Magenverstimmung gedeutet. Der lebensrettende Notruf bleibt dann aus – oder findet erst verspätet statt“, sagt Tiefenbacher.
Die Kardiologin rät Frauen, bei Verdacht auf einen Herzinfarkt sofort den Rettungsdienst unter der 112 zu rufen. Ältere Frauen haben zudem die Möglichkeit, sich einem Hausnotrufsystem anzuschließen, wie es der Malteser Hilfsdienst, die Johanniter, der Arbeiter-Samariter-Bund, das Deutsche Rote Kreuz und andere anbieten.
Quelle: DOI 10.1016/j.amjcard.2017.09.00