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15.08.2023
In Deutschland können Frauen zwischen 50 und 69 Jahren alle zwei Jahre eine Mammographie als Früherkennungsuntersuchung auf Brustkrebs wahrnehmen. Eine Studie aus den USA bestätigt, dass Untersuchungen in höherem Alter nicht sinnvoll sind, weil es zunehmend zu besorgniserregenden Befunden kommt, aber nicht zu einer Vermeidung von Todesfällen.
Die Analyse der Daten von mehr als 50.000 Frauen zeigt, dass Überdiagnosen – also Befunde, die Sorgen machen und weitere, eigentlich überflüssige Untersuchungen oder Behandlungen nach sich ziehen – ab dem Alter von 70 Jahren deutlich häufiger vorkommen: Zwischen 70 und 74 Jahren handelte es sich bei bis zu 31 Prozent der positiven Befunde um unnötigen Alarm, zwischen 74 und 84 Jahren bei bis zu 47 Prozent und ab 85 Jahren mit 54 Prozent sogar bei mehr als jeder zweiten Frau.
Zudem war keine klare Verringerung der Todesfälle durch Brustkrebs bei Frauen erkennbar, die mit 70 Jahren oder älter an Früherkennungsuntersuchungen teilgenommen hatten, berichtet das Forschungsteam der Yale Universität in der Fachzeitschrift „Annals of Internal Medicine“.
Eine Überdiagnose liegt vor, wenn eine Krebserkrankung entdeckt wird, es tatsächlich aber gar keine ist (falsch positiver Befund) oder wenn der Krebs im Leben der betroffenen Person gar keine Symptome und Probleme verursacht hätte. Überdiagnosen sind ein Problem, weil sie das Risiko von Komplikationen durch weitere diagnostische Untersuchungen (z. B. Biopsien) oder Überbehandlung mit sich bringen, Ängste verursachen und unnötig Ressourcen der Gesundheitssysteme beanspruchen. Deshalb gilt es, den Nutzen gegen den Schaden solcher Früherkennungsuntersuchungen gegeneinander abzuwägen.
Quelle: DOI 10.7326/M23-0133