Natascha Koch
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17.10.2020
Schlafen oder im Bett dösen führt bei Depressionen oft nicht zu Erholung, sondern vielmehr zu einer Verschlechterung der Symptome. Das zeigt die neueste Studie des Forschungszentrums Depression der Stiftung Deutsche Depressionshilfe.
„Für Patienten ist es hilfreich zu merken, dass die Stimmung meist schlechter ist, wenn sie länger im Bett bleiben. Sie können mit dem Arzt klären, ob es sinnvoll wäre, trotz Erschöpfungsgefühl später ins Bett zu gehen und morgens zeitiger aufzustehen und die Bettzeit auf circa 8 Stunden zu begrenzen“, empfiehlt Studienautor Prof. Ulrich Hegerl, Vorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Er empfiehlt Patienten, zu beobachten, wie Bettzeit und depressive Symptome bei ihnen zusammenhängen. Dazu können sie beispielsweise täglich in einer Tabelle notieren, wie lange sie im Bett lagen (0-10 Stunden) und wie die Stimmung bzw. der Antrieb am nächsten Tag waren (von 0 -10).
Schlafentzug wirkt antidepressiv
Neben einer leichten Reduktion der Bettzeit, die Patienten selbst zu Hause durchführen können, ist Schlafentzug bei Depressionen eine etablierte Therapie, die in vielen Kliniken zum Einsatz kommt. Patienten bleiben eine ganze Nacht oder die zweite Nachthälfte wach und sollen auch den nächsten Tag über nicht schlafen. Die Mehrheit erlebt dabei, dass sich in den frühen Morgenstunden die Stimmung plötzlich aufhellt und die oft seit Monaten bestehende Erschöpfung und auch die Hoffnungslosigkeit abklingen. „Der Schlafentzug zeigt den Erkrankten, dass die Depression durchbrochen werden kann und vermittelt dadurch wieder Hoffnung“ erläutert Hegerl.
Wichtig ist es, dass Symptome einer Depression ernst genommen werden. Auf der Webseite der Stiftung Depressionshilfe gibt es einen Selbsttest, der Hinweise auf die Krankheit liefert. Betroffene finden hier außerdem eine Liste von Adressen, an die sie sich wenden können.
Quelle: DOI 10.2196/17071