Gesundheit

Besser nicht "drüber schlafen"!

19.01.2012

Von wegen "Morgen sieht die Welt ganz anders aus!": Entgegen der verbreiteten Annahme, dass Schlaf bei der Verarbeitung schlimmer Erlebnisse helfen könnte, haben Wissenschaftler der University of Massachusetts in Amherst in den USA nun herausgefunden, dass Schlaf in solchen Situationen sogar Gegenteiliges bewirkt. Das Gehirn würde traumatische Erfahrungen geradezu im Gedächtnis konservieren, wenn man "drüber schläft!"

Frau, die aus einem Albtraum erwacht ist
Im Schlaf werden traumatische Erfahrungen nicht vergessen, sondern eher noch gefestigt.
© DAK/Wigger

In einem Experiment haben die Wissenschaftler 68 Frauen und 38 Männern im Alter zwischen 18 und 30 Jahren mit Bildern aus unterschiedlichen Situationen konfrontiert. Dabei sollten sie die auf den Bildern dargestellten Situationen nach ihren Gefühlsregungen einordnen: Mit einem Punktwert von 1 bewerteten sie traurige Bilder, mit einem Punktwert von 9 eine fröhliche Situation. 12 Stunden später wurden den Testpersonen die Bilder vermischt mit neuen Abbildungen erneut gezeigt und sollten angeben, ob ihnen die Darstellungen bereits bekannt waren und sie erneut einschätzen.

Bei etwa einem Drittel der Teilnehmer wurden die Bilder morgens und am gleichen Tag abends gezeigt. Die bereits bekannten Motive wurden in dieser Testsituation meist als positiver eingeschätzt als beim ersten Ansehen am Morgen. Bei den 82 übrigen Testpersonen wurden die Bilder abends und am morgen danach präsentiert, ebenfalls mit einem Abstand von 12 Stunden. Die Testpersonen schliefen also zwischen dem ersten und zweiten Testdurchlauf. Erstaunlicherweise nahmen sie die bereits bekannten Bilder beim Betrachten am Morgen als genauso negativ wahr wie am Abend zuvor.

Den Wissenschaftlern zufolge ist dies ein Zeichen dafür, dass Gefühle, die aus negativen Erlebnissen resultieren, sehr viel stärker mit der Erinnerung verknüpft werden, wenn man direkt danach schläft. Generell reagieren Menschen weit weniger emotional, wenn sie nach dem Ereignis noch eine Weile wach sind. Besonders für die Behandlung von Menschen mit sogenannten posttraumatischen Belastungsstörungen, also auffälligem Verhalten nach Extremereignissen, könnten diese Erkenntnisse von Bedeutung sein.

KK

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