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Bestattung in der Natur: Letzte Ruhe unter Bäumen

Natascha Schleif  |  02.09.2024

In ganz Deutschland gibt es die Möglichkeit, sich am Fuße von Bäumen beerdigen zu lassen. Wie das funktioniert und warum das Interesse von Jahr zu Jahr zunimmt, lesen Sie hier.

Junge Frau, sitzt auf einem Fels und schaut in den Wald.
In einigen Wäldern Deutschlands gibt es die Möglichkeit, sich an den Wurzeln eines Baumes beerdigen zu lassen.
© Anna Gorbacheva/iStockphoto

Feine Sonnenstrahlen zwängen sich durch die dichten Baumwipfel, unter den Füßen rascheln Blätter und trockenes Laub. Das Waldstück im hessischen Dietzenbach ist ein friedlicher Ort. Lediglich eine Holztafel am Wegrand macht Spaziergänger darauf aufmerksam, dass Verstorbene hier ihre letzte Ruhe finden. Wer genau hinsieht, erkennt an den Bäumen kleine Plaketten mit einer Nummer, manchmal auch eine Tafel mit einem Zitat oder Namen. Bunte Bänder, die um den Stamm gebunden sind, zeigen den Besuchern, welche Bäume noch als Bestattungsplätze zur Verfügung stehen.

Interesse nimmt Jahr für Jahr zu

"Das Interesse an alternativen Bestattungsmöglichkeiten hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen", sagt Martin Glaser. Der Förster arbeitet für das Unternehmen Friedwald, das aktuell über 80 Bestattungswälder in Deutschland betreibt. Als Förster kümmert er sich nicht nur um den Wald, sondern begleitet auch die Beisetzungen. Die tröstliche Wirkung des Waldes gibt für viele Menschen den Ausschlag, sich für eine Baumbestattung zu entscheiden. "Ein Wald bleibt immer ein Ort des Lebens. Häufig kommen Angehörige nach einer Beisetzung zu mir und bedanken sich für die schöne Feier. Es herrscht einfach eine ganz andere Atmosphäre als auf klassischen Friedhöfen", sagt Glaser.

Das kann Katharina Limbeck bestätigen: Ihr Vater wurde im Jahr 2018 hier in Dietzenbach beigesetzt. Sie kommt gern her, der Wald hat für sie etwas sehr Tröstliches und sei genau die richtige Ruhestätte für ihren Vater. "Er wollte gern, dass die Menschen, die an seinem Grab stehen, nicht auf den Boden schauen, sondern nach oben in die Baumkronen", sagt Limbeck.

Die Natur schmückt das Grab

Im Wald kann man sich mit christlichem Beistand beisetzen lassen, das ist aber kein Muss. Die Beerdigung lässt sich sehr individuell und persönlich gestalten. Glaser erinnert sich etwa an die Trauerfeier einer Dame, die gern gemalt hat: "Ihre Angehörigen haben Wäscheleinen im Wald zwischen den Bäumen gespannt und selbstgemalte Bilder der Verstorbenen aufgehängt. Nach der Beisetzung durfte sich jeder Gast ein Bild mit nach Hause nehmen."

Grabdekoration wie Blumengestecke, Kerzen und Grabsteine sind im Wald übrigens nicht erlaubt. Die Natur schmückt die Baumgräber auf ihre eigene Art und Weise: mit buntem Laub, Moos, Wildblumen oder im Winter mit Schnee. Die meisten Angehörigen haben Glaser zufolge Verständnis dafür, dass sie die Gräber nicht schmücken dürfen. Viele entwickeln andere Rituale, um ihren Lieben zu gedenken: "Ein Mann kommt regelmäßig hier in den Wald und nimmt ein Blatt mit, das am Fuße des Baums seiner verstorbenen Ehefrau liegt. Das legt er in ein Notizbuch, zusammen mit einem Foto seiner Frau. Wenn das Blatt getrocknet ist, kommt er wieder und holt ein neues", berichtet der Förster. Andere umarmen den Baum ihres Angehörigen, trinken ein Glas Sekt im Wald oder machen ein Picknick.

Preise variieren je nach Baum

Viele Interessenten suchen sich noch zu Lebzeiten einen Baum aus, an dem sie bestattet werden möchten. Die Kosten variieren je nach Anbieter, Dienstleistungen des Bestatters und des Baums, den man sich aussucht. Am preiswertesten ist in der Regel ein einfacher Platz an einem gemeinschaftlich genutztem Baum. Angeboten werden auch ganze Bäume für Partner, Freunde oder Familien.

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