21.01.2016
Während Antibiotika gegen Infektionen mit Bakterien helfen können, sind sie bei Viren absolut machtlos. Ihr Einsatz ist in diesem Fall überflüssig und kann sogar dazu führen, dass Bakterien resistent gegen ein Antibiotikum werden. Die Unterscheidung zwischen Virus und Bakterium ist jedoch nicht immer leicht. Die Frage, mit welchem Krankheitserreger man es zu tun hat, könnte bald ein einfacher Bluttest klären.
Ein Team aus Infektionsforschern und Genetikern der Duke University in Durham haben einen Test entwickelt, mit dessen Hilfe sich klären lässt, ob eine Atemwegserkrankung durch Viren oder Bakterien hervorgerufen wurde. Grundlage dafür sind eine Art Erbgut-Signaturen. Mit diesem Begriff bezeichnen die Wissenschaftler bestimmt Muster, die anzeigen, welche Gene bei einer Person aktiviert und deaktiviert sind. Daraus lasse sich schließen, ob der Körper gerade gegen eine Infektion mit Bakterien oder Viren kämpft. Die Forscher hatten ihren Test an über 300 Patienten mit Grippeviren, Rhinoviren, Streptokokken und anderen häufigen Infektionen sowie ohne eine Infektion getestet. Wie sie in der Fachzeitschrift Science Translational Medicine berichten, ließen sich die Erreger anhand der Gen-Signaturen mit einer Genauigkeit von 87 Prozent richtig einordnen.
Mit ihren Ergebnissen sind die Forscher einem schnellen Bluttest einen Schritt näher gekommen, der im Klinikalltag helfen kann, zwischen Viren- und Bakterieninfektionen zu unterscheiden. Somit könnten Antibiotika gezielter verabreicht und unnötige Verschreibungen vermieden werden. Derzeit dauere die Auswertung der Krankheitserreger etwa zehn Stunden. Die Wissenschaftler arbeiten jedoch daran, die Dauer auf eine Stunde zu verkürzen.
Die Möglichkeit, Infektionen genauer zu unterscheiden, könnte auch zu einer besseren Behandlung von Virusinfektionen führen. Im Moment gibt es nur wenige Medikamente, die gegen Viren helfen. In den nächsten fünf bis zehn Jahren würden jedoch eine Reihe neuer antiviraler Medikamente aufkommen, die gegen häufige Erreger von Atemwegserkrankungen wirken könnten, sagt Senior-Autor Dr. Geoffrey S. Ginsburg. Die Wahl des richtigen Medikaments werde daher immer wichtiger.
HH