13.06.2018
Vielen Brustkrebs-Patientinnen könnte künftig eine belastende Chemotherapie erspart bleiben: Ein Gentest, der die Aktivität von 21 Genen im Brustkrebsgewebe analysiert, könnte bei der Entscheidung für oder gegen eine Chemotherapie helfen. Viele Patientinnen mit Brustkrebs könnten auf diese Weise ohne Sicherheitsbedenken auf eine Chemotherapie verzichten, berichten Forscher im Fachblatt New England Journal of Medicine.
Mit dem Gentest lässt sich ein sogenannter Rezidiv-Score für Tumore der Brust aufstellen, der von 0 bis 100 reicht. Je höher der Wert, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Krebs erneut auftritt, in andere Organe übergeht oder zum Tod führt. Erhalten Patientinnen mit höheren Werten eine Chemotherapie, kann die Rückfallrate deutlich verringert werden. Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass Frauen mit Werten von 0 bis 10 keine Chemotherapie benötigen, während Frauen mit Werten über 25 davon profitieren können. Unklarheit herrschte bislang jedoch für Werte zwischen 11 und 25: einem Bereich, in den die Mehrheit der Brustkrebspatientinnen fällt.
An der aktuellen Studie hatten 10.273 Frauen mit hormonrezeptorpositivem, HER2-negativem Brustkrebs im Frühstadium teilgenommen, von denen rund 70 Prozent bei dem Gentest zwischen Werten von 11 bis 25 rangierten. Diese Frauen wurden anschließend in zwei Gruppen aufgeteilt: eine Gruppe erhielt nur eine Hormontherapie, die andere Gruppe wurde zusätzlich mit einer Chemotherapie behandelt. Die Krebsforscher untersuchten dann, ob die behandelten Frauen nach neun Jahren frei von Krebs waren, ob der Krebs lokal oder in entfernten Organen erneut auftrat und wie es um das Überleben stand.
Es zeigte sich: Bei allen Teilnehmerinnen mit Werten zwischen 11 und 25 war kein deutlicher Unterschied zwischen der Chemotherapie-Gruppe und der Gruppe ohne Chemotherapie zu erkennen. Insbesondere habe dies für die Gruppe der 50-bis 75-Jährigen gegolten. Bei Frauen unter 50 waren die Ergebnisse auch bei Testwerten von 15 oder darunter ähnlich. Mit Werten zwischen 16 und 25 waren die Ergebnisse dagegen in der Chemotherapie-Gruppe etwas besser. Die Forscher hoffen, dass der Gentest Ärzten und Patientinnen bei schwierigen Entscheidungen in Zukunft weiterhelfen könnte.
HH