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Brustkrebs: Pflanzenstoff verbessert Chancen

29.10.2013

Pflanzeninhaltsstoffen mit hormonähnlicher Wirkung schreibt man krebshemmende Eigenschaften zu. Und tatsächlich konnten Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums belegen, dass die Substanzen bei Brustkrebs nach den Wechseljahren das Sterblichkeitsrisiko um bis zu 40 Prozent verringern können.

Sojamilch in einem Krug, davor zwei Sojabohnen-Schoten
Auch Sojabohnen und die daraus hergestellten Produkte enthalten Phytoöstrogene.
© Kitty - Fotolia

Phytoöstrogene sind Pflanzeninhaltsstoffe, die im Körper an Wirkorten des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen andocken. Diese Pflanzenstoffe werden mit der täglichen Nahrung aufgenommen. Einige Untersuchungen geben bereits Hinweise, dass sie krebshemmende Eigenschaften haben können.

Geringeres Erkrankungs- und Sterberisiko

Im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg haben Wissenschaftler um Professor Dr. Jenny Chang-Claude die Ergebnisse mehrerer Studien zusammengefasst und gezeigt, dass eine an Phytoöstrogenen reiche Ernährung das Risiko vermindert, nach den Wechseljahren an Brustkrebs zu erkranken. Gemeinsam mit Kollegen aus dem Klinikum Hamburg-Eppendorf wollten die Heidelberger Forscher zusätzlich herausfinden, ob die Phytoöstrogene auch den Verlauf einer Brustkrebserkrankung beeinflussen.

Zwischen 2002 und 2005 nahmen die Wissenschaftler daher Blutproben von 1.140 Frauen, die nach den Wechseljahren an Brustkrebs erkrankt waren. Als Anzeiger für die Versorgung der Frauen mit Phytoöstrogenen bestimmten sie in den Blutproben das Enterolakton, ein Abbauprodukt bestimmter, in der westlichen Ernährung häufig vorkommender Phytoöstrogene, die man Lignane nennt. Nach einer mittleren Beobachtungszeit von sechs Jahren untersuchten sie, wie die Phytoöstrogen-Versorgung den Krankheitsverlauf beeinflusst hatte.

Das Ergebnis: Verglichen mit den Teilnehmerinnen mit dem niedrigsten Enterolakton-Spiegel hatten Frauen mit den höchsten Blutwerten ein etwa 40 Prozent geringeres Sterblichkeitsrisiko. Berücksichtigten die Wissenschaftler zusätzlich das Auftreten von Metastasen und Zweittumoren, kamen sie zu einem ähnlichen Ergebnis: Frauen mit relativ hohen Enterolakton-Werten hatten ein geringeres Risiko für einen ungünstigen Krankheitsverlauf.

Allerdings schränkt Chang-Claude ein: "Eindeutig war das Ergebnis nur für die Gruppe der Tumoren, die keine Bindungsstellen für das weibliche Geschlechtshormon Östrogen tragen. Das legt die Vermutung nahe, dass Enterolakton den Schutz vor Krebs nicht nur über seine hormonartige Wirkung vermittelt. Um herauszufinden, ob Enterolakton auch die Aggressivität von Tumoren hemmt, die unter dem Einfluss von Östrogen wachsen, müssen wir die Untersuchung noch auf wesentlich größere Gruppen von Frauen ausdehnen."

Außerdem betont die Wissenschaftlerin: "Mit einer Kost reich an Vollkornprodukten, Saaten und Gemüsen, die ohnehin als gesundheitsfördernd gilt, kann sich jeder ausreichend mit Lignanen versorgen. Von zusätzlichen Nahrungsergänzungsmitteln können wir zu diesem Zeitpunkt nur abraten."

Nutzen und Risiken noch nicht abschließend geklärt

Phytoöstrogene sind seit Jahren Gegenstand intensiver wissenschaftlicher Debatten: Einerseits sprechen die Ergebnisse mehrerer Studien an Zellen sowie epidemiologische Befunde für eine krebshemmende Wirkung. Auch die Beobachtung, dass Asiatinnen seltener an Brustkrebs erkranken, lässt sich in diese Richtung deuten. Ihre sojareiche Ernährung liefert große Mengen an Isoflavonen, einer anderen Klasse von Phytoöstrogenen.

Andererseits befürchten Wissenschaftler, dass Isoflavone die wachstumsfördernden Eigenschaften der echten Hormone imitieren und dadurch hormonabhängige Tumoren wie Brust- oder Prostatakrebs beschleunigen könnten. "Es ist noch nicht abschließend geklärt, ob Lignane im Körper die Hormonwirkung nachahmen oder, im Gegenteil, ihr entgegenwirken", sagt Chang-Claude. "Unsere Studien sollen dazu beitragen, in dieser wichtigen Frage, die auch unsere tägliche Ernährung betrifft, Klarheit zu schaffen."

DKFZ/Koh/FS

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