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21.10.2021
Seit 2017 dürfen Ärzte medizinisches Cannabis zulasten der gesetzlichen Krankenkassen verordnen. Allerdings funktioniert das bislang nur bei wenigen Indikationen und erst nach einem aufwendigen Genehmigungsverfahren. Die Regelung gilt als vorläufig, denn eine echte Zulassung haben Cannabisextrakte und -blüten noch nicht bekommen. Dafür ist eine fünfjährige wissenschaftliche Begleiterhebung vorgeschrieben, die im kommenden Jahr ansteht. Einen Zwischenstand hierzu gab es jetzt beim Deutschen Schmerzkongress: Schmerzmedizinern zufolge berichteten bislang etwa zwei Drittel der rund 10.000 dokumentierten mit Cannabis behandelten Personen nach einem Jahr Therapie von subjektiven Verbesserungen ihrer Symptome – vor allem Patienten mit chronischen Schmerzen. „In hochwertigen Studien gibt es allerdings nach wie vor keinen sicheren Wirkungsnachweis, und auch die Risiken einer längerfristigen Behandlung sind kaum untersucht“, so die Deutsche Schmerzgesellschaft. Aus evidenzbasierter Sicht ließe sich daher eine generelle Zulassung derzeit noch nicht rechtfertigen.
Noch keine ausreichenden Daten zur Langzeitsicherheit
Mehr Forschung sei auch mit Blick auf die Langzeitsicherheit einer Cannabis-basierten Schmerztherapie nötig: „Der Patient muss darüber aufgeklärt werden, dass wir hier nur Erfahrung aus dem illegalen Bereich haben“, so Professor Dr. Frank Petzke, Leiter der Schmerzmedizin an der Klinik für Anästhesiologie der Universitätsmedizin Göttingen und Sprecher der Ad-hoc-Kommission „Cannabis in der Medizin“ der Deutschen Schmerzgesellschaft. Vor allem aber dürfen andere multimodale Ansätze der Schmerztherapie nicht vernachlässigt werden.
„Patienten mit schweren Erkrankungen und Schmerzen sowie deren Ärztinnen und Ärzte haben ein gut nachvollziehbares Interesse an einer Behandlungsoption mit Cannabis“, resümiert Petzke. Die geringe Evidenz und die fehlende Zulassung für viele potenzielle Indikationen erfordere aber auch eine kritische und rationale Auseinandersetzung mit Genehmigungsverfahren, sinnvollen Indikationen, tatsächlichem Nutzen, langfristigen Risiken und auch den Kosten der Behandlung.