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Cannabis: Zahlreiche Wechselwirkungen mit Arzneimitteln

Lena Höppner  |  15.12.2021

Derzeit diskutiert Deutschland über eine mögliche Legalisierung von Cannabis – gleichzeitig aber auch über die gesundheitlichen Risiken, die mit einem freien Verkauf einhergehen. Ein besonderes Augenmerk gilt auch der Wechselwirkung mit anderen Arzneimitteln. Gerade bei älteren Menschen, die viele Medikamente einnehmen, besteht ein großes Risiko für schwerwiegende Arzneimittelinteraktionen, wie eine amerikanische Studienreihe zeigt.

Mann hat in einer Hand Cannabisblüten und in der anderen bunte Tabletten.
Bei dem Konsum von Cannabis sollte man auch an Wechselwirkungen zu anderen Arzneimitteln denken.
© Creative-Family/iStockphoto

Besonders die Stoffwechselprodukte der Cannabinoide interagieren mit den zwei wichtigsten Enzymfamilien, die Arzneistoffe aktivieren beziehungsweise abbauen. Dadurch kann sich die Wirkung der Medikamente abschwächen oder verstärken, was unter anderem toxische Nebenwirkungen begünstigt. Dies ist eines der Studienergebnisse, die in der Fachzeitschrift Drug Metabolism and Disposition erschienen sind. Besonders Tetrahydrocannabinol (THC), die rauschwirkende Komponente im Cannabis, blockiert einige der wichtigsten Enzyme in der Leber. Auch das Cannabidiol (CBD), das in Deutschland bereits als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich ist, hemmt wichtige Enzyme in der Leber und Niere. Problematisch ist das besonders in der Niere, da die Enzyme für den Abbau von potentiellen Gift- und Arzneistoffen wichtig sind.

Nierenerkrankte oder Patienten, die mehrere Arzneimittel einnehmen, die über die Niere abgebaut werden, und zusätzlich Cannabis konsumieren, könnten auf Dauer Probleme mit ihrer Organfunktion bekommen, so der leitende Autor Philip Lazarus. Besondere Vorsicht gilt auch für Patienten mit Nierenkrebs, die Cannabinoide gegen die Schmerzen einnehmen. Durch eine Blockade könnten die Enzyme die Krebsmedikamente zum Teil nicht mehr ausreichend abbauen. Das kann zu toxischen Spiegeln der Wirkstoffe führen, sodass in manchen Fällen die Therapie sogar abgebrochen werden muss. „Dies ist jedoch nur eines von vielen Beispielen für eine schwerwiegende Arzneimittelinteraktion“, so Studienautor Shamema Nasrin.

Problematisch ist besonders die Tatsache, dass die Cannabinoide nur etwa 30 Minuten im Körper verbleiben, bevor er sie rapide abbaut. Die Abbauprodukte, die dabei entstehen, verbleiben jedoch deutlich länger im Körper – in etwa für 14 Tage.

Für die Studienreihe untersuchten die Wissenschaftler der Washington-State-Universität am Institut für Pharmazie und Pharmakologie die Interaktionen zwischen den drei häufigsten Cannibinoiden – Tetrahydrocannabinol (THC), Cannabidiol (CBD) und Cannabinol (CBN) und ihrer Wirkung auf die zwei wichtigsten Enzymklassen für den Abbau von Arzneimitteln. Sie nutzten dafür manipulierte menschliche Nierenzellen.

Für abschließende Empfehlungen sind jedoch noch weitere Studien nötig. Die Ergebnisse zeigen aber jetzt schon, dass man besonders in Kombination mit anderen verschreibungspflichtigen Arzneimitteln immer die Interaktionen mit Cannabinoiden überprüfen sollte, so der abschließende Rat der Wissenschaftler.

Quelle: https://doi.org/10.1124/dmd.121.000442; https://doi.org/10.1124/dmd.121.000530

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