30.01.2018
Ob Chlamydien zuerst mit dem Darm oder dem Genitaltrakt in Kontakt kommen, ist offenbar ein wichtiges Detail. Einer neuen US-Studie zufolge, ist der Ort des Erstkontakts entscheidend für den Krankheitsverlauf – und könnte Möglichkeiten eröffnen, der gefürchteten Infektion mit den sexuell übertragbaren Erregern vorzubeugen.
Bei einer Studie mit Mäusen zeigte sich, dass die Tiere gegenüber Chlamydien-Infektionen des Genitaltrakts und anderer Gewebe immunisiert waren, wenn vorher bereits der Magen-Darm-Trakt mit den Bakterien in Kontakt gekommen war. Dies berichten die Forscher der University of Texas in San Antonio im Fachblatt Infection and Immunity. Eine Kolonisation des Darms mit Chlamydia muridarum korrelierte sowohl mit kürzeren Infektionen des Genitaltrakts sowie mit einem stärkeren Schutz gegenüber nachfolgenden Infektionen in dieser Körperregion. Die Darmbesiedlung an sich sei ungefährlich, so die Forscher. Werde jedoch der Genitaltrakt zuerst infiziert, sei die Krankheitsprognose deutlich schlechter, wie frühere Arbeiten belegten.
Die Tatsache, dass ein Erstkontakt mit Chlamydien im Darm vor nachfolgenden Infektionen schützen kann, könnte sich den Wissenschaftlern zufolge zur Krankheitsprävention nutzen lassen. Würde man den Magendarmtrakt den Bakterien bewusst zuerst aussetzen, könnte dies wie eine Impfung wirken, so Professor Dr. Guangming Zhong. Der Schutz sei sehr robust und gewebeübergreifend und beziehe unter anderem den Genitaltrakt und die Lunge mit ein. Die Wissenschaftler untersuchen nun, ob die Bakterien ähnlich wie Probiotika eingenommen werden könnten. Chlamydien-Infektionen zählen zu den häufigsten sexuell übertragenen Erkrankungen weltweit. In vielen Fällen verläuft die Infektion unbemerkt. Wird sie nicht behandelt, können schwere Entzündungen, Schwangerschafts-Komplikationen oder sogar Unfruchtbarkeit die Folgen sein.
HH