28.08.2020
Unsere Darmflora hat Einfluss auf das Gehirn. Ist sie geschädigt, kann dies Krankheiten zur Folge haben, unter anderem auch Schlaganfälle. Auch die Schwere eines Schlaganfalls hängt mit der Darmflora zusammen, wie Wissenschaftler der Universität Duisburg Essen berichten.
Die meisten Schlaganfälle sind ischämisch. Das heißt: Das Gehirn wird durch eine blockierte Arterie nicht ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt; Hirnzellen sterben ab. Seit einigen Jahren weiß man, dass die Darmflora am Ausmaß und Verlauf eines Schlaganfalls beteiligt ist. Der Neurowissenschaftler Dr. Vikramjeet Singh erforscht derzeit, wie Darmbakterien und Immunzellen einen Schlaganfall beeinflussen.
Abwehrzellen richten Schaden im Gehirn an
Singh hat mit herausgefunden, dass ein Schlaganfall eine Entzündungsreaktion im Hirn auslöst und zusätzlich die Darmflora aus dem Gleichgewicht bringt. Letzteres wiederum hat erhebliche Folgen für das verletzte Hirngewebe: Bei gesunden Menschen besteht die Darmflora aus ca. 1.000 verschiedenen Bakterienarten, sie regulieren das Immunsystem. „Ist die Vielfalt aber deutlich geringer oder ist der Darm mit Bacteroidetes überbesiedelt, einem Stoffwechselbakterium, aktiviert das spezielle Abwehrzellen: die Neutrophilen. Diese sind die häufigsten weißen Blutkörperchen, gehören zum angeborenen Immunsystem und bekämpfen Erreger“, erklärt Singh. Nach einem Schlaganfall erreichen Neutrophile als erste das verletzte Gehirn. „Dort produzieren sie Eiweiße und Enzyme, um das kaputte Gewebe zu reparieren – und zerstören doch mehr“, so Singh.
Bislang ist nicht vollständig verstanden, durch welche Signale die Neutrophilen aktiviert werden und wie sich dies verhindern lässt. Singh arbeitet derzeit gemeinsam mit seinem Team daran, Therapien zu entwickeln, damit die körpereigenen Immunzellen die Gehirnfunktion bei einem Schlaganfall nicht noch weiter schädigen.
NK