In dem Moment, in dem der Mensch nach dem Kauen den Nahrungsbrei herunterschluckt, übernimmt das Darmnervensystem das Kommando über die Verdauungsvorgänge. Von der Speiseröhre bis zum Darmausgang erstreckt sich das Geflecht.
Das Darmnervensystem hat das Kommando
Es steuert alle Muskelkontraktionen, die den Speisebrei auf seinem Weg durch den Magen-Darm-Trakt vorwärts bewegen. Zusätzlich sorgt es dafür, dass an den einzelnen Stationen dieser Route immer genau die richtige Menge an Verdauungssäften zur Verfügung steht. All dies läuft wie im Gehirn über Hormone und Nervenbotenstoffe ab.
Standleitung ins Gehirn
Das Darmnervensystem arbeitet im Wesentlichen auf sich allein gestellt und kann so das Gehirn effektiv entlasten. Trotzdem ist das Gehirn ständig auf Empfang, wenn es um den Zustand der Leibesmitte geht. Diese Standleitung macht sich jedoch erst im Alarmfall bewusst bemerkbar, was sich dann beispielsweise in Magenschmerzen oder Übelkeit äußert. Der Mensch spürt Magen und Darm nur, wenn etwas nicht stimmt.
Kein eigenes Bewusstsein
Aber diese Verständigung ist nicht einseitig, sondern funktioniert auch in umgekehrter Richtung von oben nach unten. Das Darmnervensystem bekommt nämlich ebenfalls mit, welches Klima momentan im Körper herrscht. Genau diese Verbindung erklärt, wie es dazu kommen kann, dass ein vor Prüfungen aufgeregter Student von Übelkeit oder Durchfall geplagt wird oder dauerhafter Stress zu Magendrücken führen kann. Darin sehen die Forscher auch einen Schlüssel für Erkrankungen wie den so genannten Reizmagen oder das Reizdarmsyndrom. Sie lehnen es jedoch ab, dem Darm ein eigenes Bewusstsein zuzusprechen, denn dafür fehlen die wissenschaftlichen Belege.