09.12.2013
Ob im Museum, zusammen mit Freunden oder bei einer Veranstaltung – ständig werden Smartphones, Tablets oder Kameras gezückt, um besondere Eindrücke einzufangen. Damit gehen diese Momente allerdings vorbei, ohne im Gedächtnis tiefere Spuren zu hinterlassen, wie eine aktuelle US-Studie nahelegt.
Für ihre Experimente hatte Linda Henkel, Psychologin an der Fairfield Universität, ein gängiges Szenario gewählt: einen Museumsbesuch. Studenten sollten durch ein Kunstmuseum streifen und dabei ihre Aufmerksamkeit auf bestimmte Objekte richten. Die einen sollten die Objekte fotografieren, die anderen sollten sie sich anschauen.
Das Ergebnis: Die Fotografen unter den Teilnehmern konnten die Objekte weniger genau wiedererkennen als jene, die sich die Objekte nur angeschaut hatten. Außerdem konnten sie deutlich weniger Fragen zu bestimmten Details beantworten. Dies änderte sich jedoch, wenn die Teilnehmer einen bestimmten Ausschnitt per Zoom heranholten. Dies schien das Erinnerungsvermögen nicht nur für den vergrößerten Ausschnitt, sondern für das gesamte Objekt deutlich zu verbessern, berichtet die Wissenschaftlerin im Fachblatt Psychological Science.
Wer gern und viel knipst, auch ohne ständig zu zoomen, könnte nun einwenden, dass Ziel und Zweck des Fotografierens ja gerade darin bestehen, sich die Bilder später in aller Ruhe noch einmal genau anschauen und die schönen Momente in Erinnerung rufen zu können. Erkenntnisse aus der Gedächtnisforschung legen nahe, dass das Anschauen von Fotos uns tatsächlich helfen kann, uns zu erinnern – wenn wir es denn tun. Allerdings hindere das schiere Volumen sowie der Mangel an Organisation bei digitalen Bildern viele Menschen daran, die Fotos noch einmal aufzurufen, sagt Henkel. Um sich an schöne Eindrücke zu erinnern, müsse man sich jedoch mit den Bildern beschäftigen. Sammeln alleine reiche nicht aus, so ihr Fazit.
HH