29.05.2015
Frauen sind schlecht in Naturwissenschaften und Ausländer krimineller? Solche tief verwurzelten und oft unbewussten Vorurteile lassen sich bekämpfen – und zwar im Schlaf, wie US-amerikanische Forscher in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Science berichten.
Der Schlüssel dazu sind Töne: Die Forscher fanden heraus, dass sich zuvor erlernte Inhalte, die an Töne gekoppelt sind, im Schlaf über genau diese Laute aufrufen und festigen lassen. „Wir nennen dies eine gezielte Gedächtnis-Reaktivierung“, sagt Ken Paller, Autor der Studie und Psychologie-Professor an der Northwestern University in Evanston (USA). Schon in früheren Studien hatten die Forscher diese Methode genutzt, um damit das räumliche Gedächtnis und das Gedächtnis für bestimmte Fähigkeiten zu verbessern, beispielsweise eine Melodie auf einem Keyboard zu spielen. In der aktuellen Arbeit weiteten sie dies auf ein Training gegen unbewusste Vorurteile aus – und es funktionierte. Nach der Schlafphase waren die Vorurteile geringer, die im Schlaf reaktiviert worden waren. Dies galt sowohl für die Zeit kurz nach dem Erwachen als auch nach einem Zeitraum von einer Woche.
Die Forscher hatten mit 40 Studienteilnehmern ein Training durchgeführt, bei dem Vorurteile mit Gegensätzlichem in Verbindung gebracht wurden. Mit Hilfe von Computer-Aufgaben lernten die Teilnehmer, Bilder von Männern und Frauen unterschiedlicher Hautfarbe mit Wörtern zu verbinden, die gegensätzlich zum Vorurteil waren: Zum Beispiel weibliche Gesichter mit wissenschaftlichen oder mathematischen Begriffen oder die Gesichter von dunkelhäutigen Menschen mit freundlichen Wörtern. Beide Kombinationen waren zusätzlich mit einem bestimmten Ton gepaart. Im Anschluss an das Training machten die Teilnehmer ein 90-minütiges Nickerchen. In dieser Zeit wurde ihnen einer der Töne wiederholt vorgespielt, allerdings so leise, dass er den Schlaf nicht störte.
HH