30.05.2018
Bei einer Depression sind Antidepressiva das Mittel der Wahl. Doch die Bandbreite ist groß und ob ein Medikament richtig wirkt, kann der behandelnde Arzt oft erst nach Wochen beurteilen. Eine Studie aus den USA zeigt jetzt, dass eine Elektroenzephalografie (EEG) bei der Suche nach dem richtigen Medikament helfen könnte.
Patienten, bei denen im EEG eine höhere Aktivität in Form von Thetawellen in einem bestimmten Hirnbereich festzustellen war, sprachen besser auf die Behandlung mit Antidepressiva an. Der Bereich, um den es ging, war der sogenannte rostrale Abschnitt des anterioren Gyrus cinguli, schreiben die Forscher um Diego A. Pizzagalli von der Harvard Medical School im Fachblatt JAMA Psychiatry. Das von den Wissenschaftlern untersuchte Hirnareal steht seit längerem mit schweren Depressionen in Verbindung. Die 300 Studienteilnehmer, die unter dieser psychischen Erkrankung litten, hatten im Rahmen der Studie entweder ein Antidepressivum in Form eines Serotonin-Wiederaufnahmehemmers (SSRI) oder ein Placebo erhalten. Zu Beginn der Therapie und eine Woche später wurde ein EEG durchgeführt.
Die Ergebnisse könnten ein wichtiger Hinweis auf den Therapieerfolg sein, hoffen Experten der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN). Zur Behandlung von Depressionen werden häufig Antidepressiva eingesetzt, die die Signalübertragung zwischen Nervenzellen regulieren. „Meist wirken Antidepressiva aber erst nach einigen Wochen. Da am Anfang der Behandlung oft noch Nebenwirkungen dazukommen, ist es häufig schwierig, zu beurteilen, ob die Therapie richtig anschlägt“, sagt Professor Dr. med. Stefan Knecht, Chefarzt an der Klinik für Neurologie, St. Mauritius Therapieklinik, Meerbusch und Pressesprecher der DGKN. Die Folge: Häufig werden verschiedene Wirkstoffe über einen längeren Zeitraum ausprobiert, bis die passende Therapie gefunden ist. Das EEG könnte eine schmerzfreie und risikoarme Möglichkeit sein, frühzeitig abzuschätzen, ob ein Medikament wirkt.
DGKN/HH