28.11.2018
84 Prozent der Erkrankten haben sich während ihrer Depression aus sozialen Beziehungen zurückgezogen, wie das kürzlich veröffentliche „Deutschland-Barometer Depression“ der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und der Deutsche Bahn Stiftung zeigt. Das hat weitreichende Folgen: Die Hälfte der Betroffenen berichtet von Auswirkungen auf die Partnerschaft. 45 Prozent davon haben erlebt, dass es aufgrund der Depression zu einer Trennung gekommen ist. „Die hohe Zahl der Trennungen zeigt, was für eine tiefgreifende Erkrankung die Depression ist“, erläutert Prof. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. „An Depression erkrankte Menschen verlieren den Antrieb und fühlen sich innerlich abgestorben, ohne Verbundenheit mit anderen Menschen oder ihrer Umwelt. All diese krankheitsbedingten Veränderungen haben massive Auswirkungen auf Partnerschaft und familiäre Beziehungen“, so Hegerl weiter.
Viele Angehörige berichten, sich für die Depression verantwortlich zu fühlen: 73 Prozent entwickeln Schuldgefühle der erkrankten Person gegenüber. Hegerl rät Familienmitgliedern: „Akzeptieren Sie die Depression als Erkrankung, die jeden treffen kann. Und informieren Sie sich – denn wer nicht weiß, was eine Depression ist, wird den Rückzug und die fehlende Zuwendung des erkrankten Partners falsch einordnen.“ Dies sei keine Lieblosigkeit oder gar böser Wille, sondern Zeichen der Erkrankung. Am besten könnten Angehörige unterstützen, indem sie einen Termin beim Arzt organisieren und den Betroffenen gegebenenfalls dorthin begleiten. Denn in der Depression fehlen oft Kraft und Hoffnung, sich Hilfe zu suchen. Hegerl betont, dass eine Depression nicht mit Zuneigung alleine behandelt werden könne, sondern medizinische Hilfe erfordere. Für die Studie wurden 5.000 Personen zwischen 18 und 69 Jahren befragt.
NK