Gesundheit

Tinnitus führt oft zu Depression und Schlaflosigkeit

PZ/NAS  |  27.01.2025 12:07 Uhr

Ein plötzliches Pfeifen, Rauschen oder Summen im Ohr, das nicht mehr verschwindet: Tinnitus kann Betroffene schwer belasten und weitreichende Folgen für Körper und Psyche haben. Schlaflosigkeit, Konzentrationsprobleme und sogar Depressionen sind häufige Begleiterscheinungen.

Frau, hält sich die Ohren zu.
Tinnitus kann sehr belastend sein und auch das Risiko für psychische Erkrankungen wie eine Depression erhöhen.
© Yurii Yarema/iStockphoto

Tinnitus entsteht meist durch eine Kombination verschiedener Faktoren. Schäden im Innenohr oder am Hörnerv spielen dabei eine zentrale Rolle. Auch Stress, Angst und Veränderungen im Gehirn können die Wahrnehmung der Geräusche verstärken. Besonders belastend wird es, wenn der Tinnitus von weiteren Problemen wie Schlafstörungen, Schwindel oder emotionalen Tiefs begleitet wird. Ein schwerer Tinnitus könne sogar dazu führen, dass sich Patienten aus sozialen Kontakten zurückziehen und in die Isolation geraten, erklärt Professor Dr. Birgit Mazurek, Direktorin des Tinnituszentrums an der Berliner Charité auf einer Fortbildungsveranstaltung für Apotheker in Schladming, Österreich.

Wie stark die Geräusche im Ohr empfunden werden, hängt oft vom persönlichen Umgang damit ab. Manche Betroffene können den Tinnitus ausblenden, während er für andere zur ständigen Belastung wird.

Depressionen und Herzerkrankungen als Folge

Eine häufige Begleiterkrankung von Tinnitus ist die Depression. „Je schwerer der Tinnitus, desto höher das Risiko einer Depression“, so Mazurek. Die Symptome beider Erkrankungen überschneiden sich: Angst, Erschöpfung und Schlafprobleme treten häufig gemeinsam auf. Studien zeigen zudem, dass Schlaflosigkeit und ein schwerer Tinnitus eng miteinander verbunden sind.

Doch Tinnitus beeinflusse nicht nur die Psyche, sondern auch die körperliche Gesundheit. Erste Forschungen deuten darauf hin, dass Tinnitus das Herz-Kreislauf-System belasten kann, etwa durch erhöhte Blutfette und ein ungünstiges Verhältnis von LDL- zu HDL-Cholesterin.

Behandlung: Die vier Säulen der Tinnitus-Therapie

Die Behandlung von Tinnitus basiert auf vier zentralen Ansätzen:

Beratung und Aufklärung: Betroffene lernen, wie sie besser mit dem Tinnitus umgehen können.

Hörgeräte: Bei gleichzeitigem Hörverlust helfen Hörhilfen, die Belastung zu reduzieren. Ein Hörgerät sollte mindestens neun Stunden täglich getragen werden, um die bestmögliche Wirkung zu erzielen. 

Kognitive Verhaltenstherapie (CBT): Sie unterstützt Patienten dabei, negative Gedankenmuster zu durchbrechen.

Selbsthilfe: Strategien wie Entspannungsübungen oder der Austausch in Selbsthilfegruppen können den Umgang erleichtern.

Medikamente gegen Tinnitus?

Medikamente spielen bislang noch eine untergeordnete Rolle bei Tinnitus. Das könnte sich in Zukunft ändern: „Wir wollen hin zu personalisierter und Präzisionsmedizin“, sagte Mazurek. Aus Zwillingsstudien seien bereits viele Tinnitus-Gene bekannt. Bis erste Therapien entwickelt werden können, sei aber noch weitere Forschung notwendig. 

Das könnte Sie auch interessieren

Medikamente ohne Zuzahlung

Alle zwei Wochen neu: die aktuelle Liste der zuzahlungsfreien Arzneimittel.

Arzneimitteldatenbank

Medikamenten-Name oder Wirkstoff eingeben für mehr Informationen.

Podcast "gecheckt!"
Junge Frau hält sich eine Gabel an den Mund.
Podcast: gecheckt!
Gesund leben

Podcast: Ich bin oft müde. Habe ich Eisenmangel?

Ein Mangel an diesem Spurenelement ist weit verbreitet – vor allem bei Frauen. Hören sie hier, wie…

Krankheiten von A - Z

In diesem Lexikon finden Sie umfassende Beschreibungen von etwa 400 Krankheitsbildern

nach oben