26.11.2019
„Bei Senioren wird die Depression noch häufiger als bei jüngeren Menschen übersehen“, sagt Prof. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Symptome wie Hoffnungs- und Freudlosigkeit, Schlafstörungen oder ein Erschöpfungsgefühl würden oft als Folge des Alterns oder einer körperlicher Erkrankungen fehlinterpretiert.
Bei der repräsentativen Befragung unter über 5.000 Personen zwischen 18 und 79 Jahren zeigte sich, dass 83 Prozent der Befragten glauben, eine Depression würde am häufigsten im jungen und mittleren Erwachsenenalter auftreten. Diese Annahme liegt vor allem darin begründet, dass Stress (97 Prozent) und Belastung am Arbeitsplatz (95 Prozent) für die Deutschen zu den Hauptursachen der Depression zählen. „Eine Depression hängt viel weniger von den aktuellen Lebensumständen ab, als viele glauben. Es ist eine eigenständige Erkrankung, die jeden treffen kann – auch Senioren“, stellt Hegerl klar.
Älteren Menschen wird zu selten eine Psychotherapie angeboten
Die Befragung deckt auch auf, dass Irrtümer über Depressionen im Alter dazu führen, dass Betroffene nicht richtig behandelt werden: Nur 12 Prozent aller Patienten über 70 Jahre sind in psychotherapeutischer Behandlung, obwohl 64 Prozent der Befragten bereit wären, eine Therapie in Anspruch zu nehmen. 81 Prozent der Menschen über 70 Jahren würden zudem auch Medikamente gegen Depression nehmen, bei den jungen Befragten (18 bis 29 Jahre) sind es nur 67 Prozent.
„Wenn das persönliche Umfeld Depression nicht als eigenständige, behandelbare Erkrankung auffasst, dann werden die betroffenen Senioren nicht auf dem Weg in eine professionelle Behandlung unterstützt. Das ist aber entscheidend, da die Betroffenen oft zu erschöpft und hoffnungslos sind, um sich selbst Hilfe zu organisieren“, sagt Hegerl. Der Experte ist der Meinung, dass Senioren zu selten eine Psychotherapie angeboten werde und sie im Versorgungssystem benachteiligt werden.
NK