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Diabetes: Insulin-Pille statt Spritze?

27.06.2018

So gut wie alle Menschen mit Typ-1-Diabetes und viele Typ-2-Diabetiker müssen ihrem Körper regelmäßig Insulin zuführen. Bisher ist das in der Regel nur per Spritze oder Pumpe möglich und entsprechend unangenehm. Wissenschaftler der Harvard University könnten nun eine Möglichkeit gefunden haben, um die Therapie in Zukunft zu vereinfachen.

Eine Tablette könnte in Zukunft Insulinspritzen ablösen.
Damit Insulin richtig wirken kann, muss es aktuell noch ins Unterhautfettgewebe gespritzt werden.
© Photographee.eu - Fotolia.com

Die Bioingenieure um Professor Samir Mitragotri haben eine Tablette entwickelt, die mit modernsten technologischen Mitteln so gestaltet ist, dass Insulin auch über den Verdauungstrakt aufgenommen werden kann. Das Hormon wird dazu in einem flüssigen Salz gelöst und mit einem magensaftresistenten Überzug versehen. „Geschlucktes Insulin muss einen anspruchsvollen Hindernisparcours hinter sich bringen, um ins Blut aufgenommen zu werden“, erklärt Professor Mitragotri. „Wir haben sozusagen ein Schweizer Taschenmesser entwickelt, mit dem die Tablette für jedes der Hindernisse ein entsprechendes Werkzeug mitbringt.“

Auf diese Weise können vor allem drei Schwierigkeiten gelöst werden: Insulin ist säureempfindlich, wird also ungeschützt im Magen zerstört und ist damit für den Patienten nutzlos. Dagegen hilft der Überzug der Tablette, der sich erst im Darm auflöst. Hier schützt das Flüssigsalz aus Cholin und Geraniumsäure das Hormon vor dem Abbau durch bestimmte Enzyme. Schließlich hilft es auch dabei, dass das Insulin die Darmschleimhaut als Barriere überwinden kann, sodass das es schlussendlich ins Blut gelangt, wie die Autoren im Fachblatt „Proceedings of the National Academy of Sciences“ erläutern.

„Bisher scheitern viele Patienten daran, die Insulinspritzen zum richtigen Zeitpunkt einzusetzen“, so Professor Mitragotri. „Schuld daran sind oft die damit verbundenen Schmerzen, eine gewisse Angst vor Nadeln und die schwierige Abstimmung mit sonstigen Beschäftigungen.“ Sollte sich die von ihm entwickelte Insulintablette als marktfähig erweisen, könnte eins der größten Probleme in der Diabetestherapie vor seiner Lösung stehen.

MB

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