20.11.2014
Das häufig verwendete Antidiabetikum Metformin könnte vielleicht eine zweite Karriere starten – als Wirkstoff gegen Tuberkulose, eine bakterielle Infektionskrankheit, die meist die Lunge befällt. Wie Forscher aus der Schweiz und Singapur herausfanden, verbessert das Medikament die körpereigene Abwehr gegen die Tuberkulose-Erreger.
In Zellkulturen und bei mit Tuberkulose-Bakterien infizierten Mäusen konnte Metformin das Bakterienwachstum bremsen, indem es die spezifische Immunantwort auf die Erreger stärkte, berichten die Forscher im Fachblatt Science Translational Medicine. Der Wirkstoff scheint auch Menschen zu helfen. Die Forscher fanden heraus, dass das Immunsystem mit Metformin behandelter Diabetiker, die sie sich eine Tuberkulose zugezogen hatten, die Lungenerkrankung besser kontrollieren und abschwächen konnte. Die Patienten hatten weniger Hohlräume in der Lunge, wodurch sich dort weniger Tuberkulose-Bakterien ansiedeln konnten, so die Wissenschaftler.
Das Problem bei Tuberkulose ist, dass zunehmend behandlungsresistente Bakterienstämme auftreten. Seit einigen Jahren sind Forscher daher auf der Suche nach neuen Wirkstoffen gegen Tuberkulose, die nicht das Bakterium selbst angreifen, sondern das Immunsystem der Erkrankten unterstützen und dabei die Entstehung von Resistenzen vermeiden. Im vorliegenden Fall fördert der Diabetes-Wirkstoff offenbar die Bildung sogenannter reaktiver Sauerstoff-Verbindungen, die unter anderem als natürliche Nebenprodukte des normalen Sauerstoff-Stoffwechsels entstehen. Sie können zwar einerseits zellschädigend wirken, übernehmen andererseits aber auch wichtige Aufgaben im Körper, nicht zuletzt bei der Abwehr von Krankheitserregern.
HH