Wie stark sich der Impfschutz entfaltet, hängt auch von der Art der Verabreichung ab. Wird der Impfstoff unter die Haut gespritzt, werden Lymphknoten aktiviert, die die Abwehrzellen vor allem in die Haut locken. Solche Impfstoffe bieten daher zum Teil keinen ausreichenden Schutz vor Durchfallerregern. Besser ist es, die Lymphknoten im Darm zu aktivieren.
Eine Besonderheit dieser Lymphknoten ist, dass sie vermehrt Retinsäure produzieren. Die isoprenoide Carbonsäure entsteht aus Vitamin A. Sie lotst die aktivierten Abwehrzellen in die Darmschleimhaut. Gaben die Forscher subkutan verabreichten Impfstoffen gegen Salmonellen und Cholera noch Retinsäure hinzu, bauten die Versuchstiere einen besseren Schutz gegen diese Erreger auf, schreiben die Wissenschaftler im "Journal of Clinical Investigation".
"Diese innovative Impfstrategie ist nicht nur im Hinblick auf EHEC, sondern auch insbesondere für Durchfallerkrankungen bei Kindern in Entwicklungsländern von hoher Bedeutung", sagte Professor Dr. Reinhold Förster vom Institut für Immunologie der MHH. In Entwicklungsländern sind Durchfallerkrankungen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation für 20 Prozent aller Todesfälle von Kindern unter fünf Jahren verantwortlich.
Die Schwierigkeit bei Impfungen gegen Durchfallerreger liegt Förster zufolge darin, die schützenden Immunzellen in den Darm zu bekommen. "Viele Impfstoffe funktionieren in den Entwicklungsländern nicht gut. Das liegt an der Mangelernährung, besonders am Vitamin-A-Mangel." Die Zugabe von Retinsäure oder modifizierten Retinsäure-Derivaten soll demnächst subkutan verabreichte Vakzinen gegen Durchfall effektiver machen.
Nach den Untersuchungen am Mausmodell planen die Forscher weitere Tests mit Nutztieren. So könnte eventuell die Wirkung von EHEC-Impfungen für Rinder verbessert werden. Diese gibt es bereits, doch kann bisher nicht verhindert werden, dass die Tiere den Erreger weiterhin ausscheiden, sagte Förster.
PZ