JB
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06.01.2023
Die Studie umfasste 160 Erwachsene und Jugendliche, die mehr als zehn Jahre lang an einer Epilepsie litten und dabei mindestens 27 Anfälle pro Monat hatten. Alle von ihnen probierten in der Vergangenheit mindestens vier verschiedene Medikamente in der maximal verträglichen Dosis aus, die jedoch nicht den gewünschten Effekt brachten. Die Hälfte der Teilnehmer wurde weiterhin ausschließlich medikamentös therapiert, die andere Hälfte folgte zusätzlich der modifizierten Atkins-Diät für mindestens sechs Monate. Die Zahl der Anfälle reduzierte sich bei 26 Prozent der Probanden aus der Diät-Gruppe um 50 Prozent. Vier Probanden waren am Ende der Studie sogar vollständig anfallsfrei. In der Kontroll-Gruppe reduzierte sich die Anzahl der Anfälle nur bei drei Prozent der Testpersonen um 50 Prozent. Anfallsfrei wurde in dieser Gruppe niemand.
Die modifizierte Atkins-Diät ist eine sehr fettreiche Ernährungsform, bei der die Kohlenhydrataufnahme stark reduziert ist. Sie ist abgeleitet von der ketogenen Ernährung, insgesamt aber weniger restriktiv und deshalb einfacher durchzuführen. Trotzdem konnten etwa 33 Prozent der Probanden nicht bis zum Ende an der Studie teilnehmen, da sie Schwierigkeiten hatten, der Diät konsequent zu folgen.
Durch die hohe Fett- und die geringe Kohlenhydrataufnahme stellt sich der Energiestoffwechsel des Körpers um. Die Fettsäuren werden in der Leber zu Ketonen gespalten. Normalerweise ist Glukose der Hauptenergielieferant des Gehirns. Ist wenig Glukose vorhanden, benutzt das Gehirn die Ketone als alternative Energiequelle. Ihnen wird eine antikonvulsive (gegen Krämpfe wirksame) Wirkung zugesprochen. Der genau Wirkmechanismus ist jedoch unbekannt und es sind noch weitere Studien nötig, um den beobachteten Effekt näher zu untersuchen.
Quelle: DOI 10.1212/WNL.0000000000206776