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03.03.2023
Bei 15 Personen mit Temporallappenepilepsie, der häufigsten Epilepsieform im Kindes- und Erwachsenenalter, konnten Forschende Krampfanfälle mindestens 30 Minuten vor Beginn vorhersagen. Diese neuen Erkenntnisse könnten die Lebensqualität von Betroffenen zukünftig erheblich verbessern und neue Therapieansätze ermöglichen.
Durch eine kontinuierliche Messung der Hirnströme über Elektroden an bestimmten Punkten innerhalb des Gehirns (intrakranielle Elektroenzephalographie, EEG) ließen sich bei 15 Patienten mit Temporallappenepilepsie veränderte Gehirnaktivitäten feststellen, die einem epileptischen Anfall vorausgingen. Diese Vorboten zu erkennen ist eine wesentliche Voraussetzung, um rechtzeitig eingreifen zu können und die Gehirnaktivitäten wieder in die richtige Spur zu bringen. Bei 13 der 15 Teilnehmenden konnten die Anfälle mindestens 45 Minuten vorher festgestellt werden, bei den anderen beiden bis zu 35 Minuten vorher.
„Die Möglichkeit, Anfälle vorherzusagen, ist ein großer Fortschritt auf dem Gebiet der Epilepsieforschung“, sagte Prof. Dr. Sandipan Pati von der Abteilung für Neurologie der McGovern Medical School am Uniklinikum Houston. Er hatte mit seinem Team 1.800 Stunden EEG-Aufzeichnungen gesichtet und die Ergebnisse in dem Fachblatt „NEJM Evidence“ veröffentlicht. „Dies ist bedeutsam, da wir dadurch möglicherweise wirksamere Therapien für Epilepsie entwickeln können, die die Lebensqualität von Patienten, die an dieser Krankheit leiden, erheblich verbessern könnte.“
Vielen Menschen mit Epilepsie kann eine Operation helfen. Aber wenn die Anfälle größere Bereiche des Gehirns betreffen, ist sie keine Option. Die frühe Erkennung von Anfällen und eine gezielte Veränderung der Gehirnaktivitäten könnte eine alternative Lösung für diese Patienten sein, meint Pati.
Quelle: DOI 10.1056/EVIDoa2200187