Dr. Karen Zoufal
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23.07.2021
30 Prozent der Menschen, die positiv auf Covid-19 getestet worden waren, entwickelten in einer der Studien Long-Covid-Symptome. Unter den 185 Personen waren auch vier, die während der Infektion symptomfrei geblieben waren. Bei zwei Drittel der Patienten mit Long-Covid war eine Reaktivierung von Epstein-Barr-Viren (EBV) nachweisbar, unter denjenigen ohne Long-Covid nur zu zehn Prozent. Schon vorher hatte ein anderes Forschungsteam beobachtet, dass die EBV-Reaktivierung auch mit dem Schweregrad von Covid-19 verbunden ist.
„Wir fanden bei denen, die schon monatelang Long-Covid hatten, ähnliche Raten der EBV-Reaktivierung wie bei denen, deren Symptome wenige Wochen nach dem positiven Test auf Covid-19 begannen. Dies zeigte uns, dass die EBV-Reaktivierung wahrscheinlich gleichzeitig mit der Covid-19-Infektion oder kurz danach auftritt“, erklärt Studienautor Prof. Dr. David J. Hurley von der Universität Georgia.
Die meisten Menschen stecken sich im Kindes- oder Jugendalter mit EBV an. Manche erkranken am Pfeifferschen Drüsenfieber, aber meist verursacht die Infektion keine Symptome. Das Virus verbleibt nach der Infektion unbemerkt im Körper: 95 Prozent der gesunden Erwachsenen haben eine latente EBV-Infektion. Durch verschiedene Krankheiten kann es zu einer Reaktivierung der Viren kommen – nicht nur durch Covid-19. SARS-CoV-2 scheint die EBV-Reaktivierung jedoch recht erfolgreich auszulösen.
Die Ergebnisse könnten die Behandlung der akuten Covid-19-Infektion und von Long- Covid verändern. Frühzeitiges Reagieren auf die EBV-Reaktivierung mit Anti-Herpesvirus-Wirkstoffen wie Ganciclovir könnte die Vermehrung der Viren reduzieren und möglicherweise die Entwicklung von Long- Covid hemmen, so die Vermutung der Forscher.
Quellen: DOI 10.3390/pathogens10060763 und DOI 10.1038/s41598-021-90351-y