07.06.2013
Würzburger Psychologen haben untersucht, warum manche Menschen vor dem Fernseher mehr Chips und andere fettige Snacks vertilgen als ihnen gut tun. Offenbar lähmen die Emotionen, die Filme in uns verursachen, unsere Geschmackswahrnehmung. Diese Erklärung lieferten die Forscher jetzt im Journal PLoS ONE.
Für ihre Untersuchungen zeigten das Team um die Psychologin Petra Platte von der Universität Würzburg Versuchsteilnehmern verschiedene Filmausschnitte: mal mit lustigen, mal mit traurigen und mal mit neutralen Szenen. Davor und danach mussten die Testpersonen verschiedene Sorten Milch trinken und den Fettgehalt anhand des Geschmacks einschätzen.
Das Ergebnis: Menschen, die grundsätzlich eher negativ gestimmt waren, konnten nicht mehr zwischen fettig und fettarm unterscheiden, wenn sie davor lustige oder traurige Filmszenen gesehen hatten. Nach neutralen Szenen erkannten sie den unterschiedlichen Fettgehalt dagegen sehr wohl, ebenso vor dem Anschauen der Filmausschnitte. Den Psychologen zufolge zeige dies, wie stark Gefühle wie Frust oder Freude unser Geschmacksempfinden und damit auch unser Essverhalten beeinflussen könnten. Sie vermuten, dass Personen, die sich in einer negativen Stimmung befinden, beim Ansehen emotionsgeladener Szenen ihre Aufmerksamkeit viel stärker auf den Film richten als gut oder neutral gelaunte Menschen. Für "Nebensächlichkeiten" – wie die Bewertung des Fettgehaltes von Nahrung – sei dann keine mentale Kapazität mehr vorhanden. "Die kognitive Kontrolle über das Essverhalten versagt, und man isst wie automatisch", sagt die Psychologin Platte.
Für Menschen mit Frustrationen oder leichten Depressionen und Gewichtsproblemen könnte das heißen, dass sie beim Ansehen von traurigen oder lustigen Filmen besser eine Portion Chips in ein Schälchen füllen, statt die ganze Tüte auf den Tisch zu legen.
Uni Würzburg/FH