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14.08.2023
Die Pilzsaison ist in diesem Jahr wegen des feuchten Klimas besonders früh gestartet. Experten der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) schlagen bereits Alarm: Seit Anfang August wurden in der MHH bereits sechs Personen wegen einer schweren Pilzvergiftung auf der Intensivstation behandelt. Eine Person ist bereits verstorben, bei einer weiteren muss eventuell die Leber transplantiert werden.
Die meisten Patienten stammen aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion und des Mittleren Ostens. Für die Vergiftungsfälle verantwortlich ist vor allem der Knollenblätterpilz. „In den Heimatländern der betroffenen Personen ist der Knollenblätterpilz vermutlich weniger verbreitet. Hier in Deutschland wird aufgrund von Unkenntnis die Gefahr des Pilzesammelns oft nicht ausreichend ernst genommen“, erklärt Professor Dr. Markus Cornberg, stellvertretender Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie. Auch Apps oder Pilzbücher schützen nicht vor Verwechselung, warnt der Experte.
Knollenblätterpilz zerstört die Leber
Der Knollenblätterpilz ist einer der giftigsten Pilze in Deutschland und ist für 90 Prozent aller tödlichen Pilzvergiftungen verantwortlich. Der Pilz ist sehr gefährlich, da sein Gift erst mehrere Stunden nach dem Verzehr wirkt und dann bereits im ganzen Körper aufgenommen ist. Zunächst treten Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auf – ähnlich einer Magen-Darm-Infektion. Nach ein bis zwei Tagen kommt es zur Schädigung der Leber, die von Blutgerinnungs- und Nierenfunktionsstörungen begleitet werden kann. „Im schlimmsten Fall stellt die Leber ihre Funktion ein, so dass nur noch eine Lebertransplantation das Leben der Patienten retten kann“, sagt Cornberg.
Wegen der großen Gefahr lassen Pilzsammler ihre gefundenen Exemplare vor dem Verzehr am besten von einem Pilzsachverständigen bestimmen, raten die Experten. Das Giftinformationszentrum-Nord rät darüber hinaus, Schulungen der Deutschen Gesellschaft für Mykologie zu besuchen, bevor es ans Pilzesuchen geht. Durch Schulungen lasse sich die Artenkenntnis verbessern. Auf Apps, die bei der Bestimmung von Pilzen helfen, solle man sich nicht verlassen.
Sofort den Notarzt rufen
Besteht der Verdacht einer Pilzvergiftung, sollte dringend der Notarzt unter 112 gerufen werden. Schnelle Hilfe bei Vergiftungen gibt auch das Giftinformationszentrum. Zur Erleichterung der Diagnose sollten Pilzreste und Erbrochenes aufgehoben werden.
Der Knollenblätterpilz von August bis Oktober in Laub- und Laubmischwäldern. Zu erkennen ist er an einem drei bis 15 Zentimeter breiten Hut, der glockig bis schirmartig ausgebreitet ist. An der Unterseite befinden sich weiße Lamellen. Die Farbe des Giftpilzes ist grün, grün-gelb oder weiß.