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06.06.2023
Nach dem ersten Auftreten 1996 war das VogelgrippevirusH5N1 überwiegend auf saisonale Ausbrüche beschränkt. Seit Mitte 2021 sei das Virus aber viel ansteckender, sagte Richard Webby von der Weltgesundheitsorganisation, der dort ein Kooperationszentrums leitet, das sich mit Grippe bei Tieren befasst. Die Ausbrüche dauern seitdem das ganze Jahr über an, breiten sich auf neue Gebiete aus und führen zu Massensterben von Wildvögeln und der Keulung von Millionen Tieren in der Geflügelhaltung.
Das Virus entwickelte sich schnell weiter, als es sich von Europa nach Nordamerika ausbreitete: Bei seiner Ankunft in Nordamerika nahm es an Virulenz zu, was bedeutet, dass es gefährlichere Krankheiten verursacht. Das Virus wurde zudem bei einer steigenden Zahl von Säugetieren nachgewiesen, was Webby als schlechtes Zeichen deutet: Vergangene Woche gab Chile bekannt, dass seit Jahresbeginn an der Nordküste fast 9.000 Seelöwen, Pinguine, Otter, Schweinswale und Delfine an der Vogelgrippe gestorben seien. Es wird angenommen, dass sich die meisten durch den Verzehr eines infizierten Vogels mit dem Virus angesteckt haben.
Für besonders besorgniserregend werden Berichte von einer spanischen Nerzfarm und von Seelöwen vor Südamerika bewertet, die andeuten, dass das Virus zwischen Säugetieren übertragen werden könnte. Momentan gehe für Menschen keine Gefahr davon aus: „Vogelviren binden an andere Rezeptoren der Wirtszelle als menschliche Viren“, sagte Webby. Forschende halten aufmerksam Ausschau, um frühzeitig Alarm zu geben bei Veränderungen, die zu einer besseren Anpassung an den Menschen führen.
Eine Möglichkeit, das Risiko zu senken, besteht darin, die Anzahl der Vogelgrippefälle zu reduzieren. Einige Länder, darunter China, Ägypten und Vietnam, haben bereits Impfkampagnen für Geflügel durchgeführt. In den USA werden entsprechende Impfstoffkandidaten bei Vögeln getestet, und auch Frankreich hofft, im Herbst dieses Jahres mit der Impfung von Geflügel beginnen zu können. Andere Länder sind zurückhaltender, weil sich das Virus ständig verändert und somit auch die Wirksamkeit einer Impfung.
Quelle: DOI 10.1038/s41467-023-38415-7