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02.12.2021
Soziale Medien vermitteln ein Gemeinschaftsgefühl und erleichtern es, mit anderen in Kontakt zu bleiben. Möglicherweise haben sie aber auch ihre Schattenseiten: Unter Umfrageteilnehmern ohne Anzeichen einer Depression war die Nutzung sozialer Medien mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für ein späteres Auftreten depressiver Symptome verbunden.
Von fast 5.400 Erwachsenen hatte keiner zu Beginn der Studie Anzeichen einer Depression. Innerhalb von zwölf Monaten hatten sich Symptome bei neun Prozent der Befragten eingestellt. Ein erhöhtes Risiko wurde bei Nutzern ab 35 Jahren von TikTok oder Snapchat festgestellt, nicht jedoch bei jüngeren Nutzern. Bei den Facebook-Nutzern war es genau andersherum: Das Depressionsrisiko war bei den unter 35-Jährigen erhöht, aber nicht bei den älteren Nutzern.
Amanda Giordano von der Universität Georgia nennt mögliche Erklärungen: „Eine Hypothese für den Zusammenhang zwischen der Nutzung von Social Media und depressiven Symptomen ist der Vergleich des eigenen unvollkommenen Lebens mit den verbesserten, bearbeiteten und scheinbar perfekten Bildern des Lebens anderer. Dies allein ist möglicherweise nicht die Ursache für depressive Symptome, aber bei Personen mit weiteren Risikofaktoren und einer Veranlagung könnten soziale Medien zur Entwicklung von Symptomen beitragen.“
Einer anderen Theorie nach ersetzen Online-Verbindungen die Tiefe und Qualität von Offline-Freundschaften nicht in ausreichendem Maße. So können sich selbst Personen mit Tausenden von Social-Media-Kontakten einsam, unbekannt und nicht unterstützt fühlen, meint Giordano. „Einfach ausgedrückt können virtuelle Verbindungen unsere Grundbedürfnisse nach Zugehörigkeit und Bindung nicht erfüllen, was bei manchen Menschen zu depressiven Gefühlen beitragen kann.“
Quelle: DOI 10.1001/jamanetworkopen.2021.36113