27.04.2016
Um die Entwicklung des menschlichen Beckens von der Geburt bis ins hohe Alter zu verfolgen, untersuchten die Anthropologen der Universität Zürich 275 Menschen in der "Röhre". Sie fanden heraus, dass die Becken von Jungen und Mädchen bis zur Pubertät ungefähr gleich breit sind. Doch während sich das männliche Becken anschließend gleichmäßig weiterentwickelt, wird das von Frauen offenbar breiter und erreicht im Alter von etwa 25 bis 30 Jahren seine größte Weite. Ab dem 40. Lebensjahr werde das weibliche Becken dann wieder enger, berichtet das Forscherteam unter der Leitung von Marcia Ponce de León im Fachblatt Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS).
Nach Ansicht der Anthropologen könnten Veränderungen des weiblichen Hormonhaushalts für diesen Wandel verantwortlich sein. So steige die Konzentration von Östrogen in der Pubertät an und sinke erst wieder während der Menopause ab, erläutern die Wissenschaftler. In der Zeit dazwischen sei der Hormonspiegel hoch, was nicht nur eine hohe Fruchtbarkeit garantiere, sondern auch dafür sorge, dass das Becken während dieser Zeit für die Geburt optimiert wird. Die Hormone werden allerdings auch stark von der Ernährung und der Umwelt beeinflusst.
„Geburtsschwierigkeiten sind demnach weniger ein evolutionäres Problem. Vielmehr scheint es eine Frage der Balance zwischen den Hormonen und äußeren Faktoren zu sein, welche die Größe des Geburtskanals und die vorgeburtliche Entwicklung des Kindes beeinflussen“, sagt Ponce de León. Dass sich die Breite des Beckens nach dem gebärfähigen Alter wieder verkleinere, hänge vermutlich mit dem aufrechten Gang zusammen. Ein engeres Becken helfe, den Beckenboden zu stabilisieren und so den hohen Druck aufzufangen, der im Unterleib beim Gehen entsteht.
Universität Zürich/ HH