10.10.2016
Unser Gehirn besitzt selbst im Erwachsenenalter keine starre Struktur. Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig haben nun eine weitere erstaunliche Beobachtung gemacht: Das Gehirn passt sich jeden Monat aufs Neue an. Die Forscher haben beobachtet, dass bei Frauen parallel zum Rhythmus ihres Monatszyklus auch die Struktur ihres Hippocampus variiert – einer Hirnstruktur, die für Gedächtnis, Stimmung und Emotionen besonders wichtig ist.
Jeden Monat erleben Frauen das Auf und Ab der Hormone während ihres Menstruationszyklus. Und jeden Monat beeinflussen diese Schwankungen offenbar deutlich mehr als den Wechsel zwischen fruchtbaren und unfruchtbaren Tagen. Der schwankende Hormonspiegel verändert in erstaunlicher Regelmäßigkeit auch die Struktur des Gehirns. Das belegen nun Ergebnisse der Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig. „Wir haben herausgefunden, dass parallel zum ansteigenden Östrogenspiegel bis zum Eisprung auch das Volumen des Hippocampus zunimmt - sowohl das seiner grauen als auch seiner weißen Substanz“, erklärt Claudia Barth, Erstautorin der dazugehörigen Publikation. Wie sich die Schwankungen dieser Hirnstruktur konkret auf das Verhalten und spezielle geistige Fähigkeiten auswirken, können die Wissenschaftler bisher nicht sagen. Eine Vermutung haben sie jedoch bereits: „Der Hippocampus spielt eine zentrale Rolle für unser Gedächtnis, unsere Stimmung, unsere Emotionen. Bei Mäusen wurde bereits festgestellt, dass nicht nur der Hippocampus, sondern auch verschiedene Verhaltensweisen einer Art monatlichem Zyklus unterliegen.“
Ob sich diese Beobachtungen auch auf den Menschen übertragen lassen, sollen weitere Studien zeigen. Darin werden zunächst die Ergebnisse dieser ersten Pilotstudie an einer großen Zahl an Probanden getestet. Anschließend wollen die Forscher die Auswirkungen auf das menschliche Verhalten unter die Lupe nehmen. „Sollte sich beispielsweise herausstellen, dass Frauen in bestimmten Phasen ihres Monatszyklus besonders aufnahmefähig sind, könnte das möglicherweise für Therapien genutzt werden“, so die Neurowissenschaftlerin. Diese könnten dann gezielt in die günstigsten Zeiträume gelegt werden, in denen die Frauen besonders gut in der Lage sind, Neues aufzunehmen.
NK