15.12.2016
Mit dem Mobiltelefon am Ohr Auto zu fahren lenkt ab, und ist deshalb verboten. Australischen Wissenschaftlern zufolge scheint es für den Ablenkungseffekt allerdings vollkommen egal zu sein, ob man das Handy beim Telefonieren in der Hand hält oder eine Freisprechanlage benutzt.
Wer beim Autofahren mit einer anderen Person telefoniert, ist mit freien Händen genauso abgelenkt wie wenn er das Telefon in den Händen halten würde. Zu diesem Ergebnis kamen australische Wissenschaftler um Dr. Shimul Haque von der Queensland University of Technology in Brisbane. Sie hatten untersucht, wie Autofahrer bei einer virtuellen Fahrt auf einen Fußgänger reagierten, der von der Seite in das Sichtfeld des Fahrers kam. Die Reaktionszeit verlängerte sich durch das Telefongespräch um 40 Prozent - egal, ob die Fahrer eine Freisprechanlage genutzt hatten oder nicht. „Unter realen Bedingungen entspricht das einem verzögerten Reaktionsweg von etwa elf Metern, wenn ein Fahrzeug mit 40 km/h unterwegs ist“, sagte Haque.
Ablenkend ist der Studie zufolge offenbar nicht, ein Telefon in den Händen zu halten, sondern vielmehr die Konversation am Telefon an sich. Diese verändere das visuelle Scanmuster, so die Forscher. Mit anderen Worten: Das Gehirn kompensiere das Verarbeiten des Telefongesprächs, indem es visuelle Informationen nicht an das Arbeitsgedächtnis weiterleite. Bei abgelenkten Fahrern sei daher die Tendenz erkennbar, dass sie ein Objekt zwar anschauen, aber nicht wahrnehmen. Eine Unterhaltung per Telefon sei in diesem Zusammenhang nicht mit einem Gespräch mit dem Beifahrer vergleichbar, betonte Haque. Denn der Beifahrer könne den Dialog an die Fahrsituation anpassen und etwa in einer komplexen Situation das Gespräch unterbrechen.
HH