Apotheker Rüdiger Freund
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15.04.2025 09:56 Uhr
Die Farbe unseres Urins kann sich je nach Flüssigkeitshaushalt, Ernährung, Medikamenten oder Gesundheitszustand stark verändern. Meist ist das harmlos – manchmal kann aber auch eine ernsthafte Erkrankung dahinterstecken. Die folgende Übersicht zeigt, was die verschiedenen Farben bedeuten können und wann man am besten ärztlichen Rat einholt.
Hellgelb bis bernsteinfarben: So sieht gesunder Urin aus
Gesunder Urin ist in der Regel hellgelb bis dunkelgelb – je nachdem, wie viel man getrunken hat. Der gelbliche Farbton stammt vom Urochrom, einem Abbauprodukt des Hämoglobins aus den roten Blutkörperchen.
- Heller Urin: Meist ein Zeichen für gute Flüssigkeitsversorgung
- Dunkler Urin: Hinweis auf Dehydrierung, aber noch unbedenklich, wenn er hellbraun oder bernsteinfarben bleibt
Rot bis Orange: verschiedenste Ursachen
Rot gefärbter Urin kann erschrecken – muss aber nicht immer ein Alarmsignal sein:
- Ursachen ohne Krankheitswert: Die Farbe kann durch Nahrungsmittel wie Rote Bete, Brombeeren oder Medikamente wie das Antibiotikum Rifampicin, Abführmittel mit Sennesblättern und viele weitere Arzneimittel entstehen. Eine Orangefärbung kann durch z. B. durch Vitamin-B-Komplexpräparate entstehen
- Medizinisch relevant: Blut im Urin (Hämaturie) durch Blasenentzündung, Nierensteine, Tumoren
→ Wenn der Urindauerhaft rötlich bleibt oder Beschwerden wie Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen hinzukommen: unbedingt ärztlich abklären!
Braun: Leber im Spiel
Brauner oder „cola-artiger“ Urin kann hingegen ein Hinweis auf eine Lebererkrankung (z. B. Hepatitis), Gallengangsstörungen sein oder nach größeren Muskelverletzungen auftreten.
→ Begleitzeichen wie Juckreiz, heller Stuhlgang oder gelbliche Haut? Auf jeden Fall zum Arzt gehen!
Schwarz: bei Krebserkrankung
Durch ein Melanom, also schwarzen Hautkrebs, können Stoffe in den Urin gelangen, die den Urin bräunlich-schwarz färben.
5. Grünlich oder bläulich: Selten, aber möglich
Auch grünlicher oder blauer Urin ist möglich, aber oft harmlos:
- Ursachen: Medikamente (z. B. das Antidepressivum Amitriptylin oder das Narkosemittel Propofol), Lebensmittelfarbstoffe oder seltene Stoffwechselerkrankungen
- Infektionen mit Pseudomonas-Bakterien können ebenfalls grünlichen Urin verursachen. Bei Verdacht auf Harnwegsinfekte ist eine ärztliche Untersuchung sinnvoll.
6. Violett: seltenst bei Katheterpatienten
Manchmal tritt bei bettlägerigen Menschen mit Katheter das „Lila-Urinbeutel-Syndrom“ auf: Wenn bestimmte Bakterien im Urin die Substanz Tryptophan umwandeln, entstehen violette Farbstoffe, die sich im Urinbeutel ablagern. Medizinisch ist das meist harmlos.
7. Trüber oder schäumender Urin: Warnsignale für die Niere
Urin sollte klar sein. Trüber, flockiger oder schäumender Urin kann Hinweise liefern:
- Trübung: Häufig bei Infektionen, z. B. einer Blasenentzündung
- Schaum/Urin mit Blasen: Kann auf Eiweiß im Urin (Proteinurie) hinweisen – ein mögliches Anzeichen für Nierenschäden. Besonders bei wiederholtem Auftreten unbedingt ärztlich untersuchen lassen!
Wichtiger Hinweis:
Veränderungen in der Urinfarbe sind nicht immer besorgniserregend – sie können auch durch Ernährung, Sport oder Medikamente bedingt sein. Wer sich jedoch unsicher ist oder begleitende Symptome auftreten, geht am besten immer damit zum Arzt.