17.06.2013
Ernsten Frauen, die Stolz auf ihre eigene Leistung zeigen, wird mehr Durchsetzungsvermögen und Führungswillen zugetraut als Frauen, die fröhlich wirken. Dies ergab eine frühe Auswertung eines langfristigen Forschungsprojekts an der Technischen Universität München (TUM).
Bei der Einschätzung von Spitzenpersonal zählt offenbar nicht allein die Leistung. Geschlechtsspezische Vorurteile scheinen eine große Rolle zu spielen. Testpersonen in der Münchner Studie sahen Szenarien, in denen Männer und Frauen fröhlich waren, Stolz auf die eigene Leistung oder aber keinerlei Emotionen zeigten. Diejenigen, die stolz wirkten, wurden als führungswilliger beurteilt. Dieser Effekt war deutlich stärker bei den gezeigten Frauen. "Vor allem fröhlich wirkenden Frauen wird wenig Führungswillen zugetraut", sagt Professorin Isabell Welpe vom Lehrstuhl für Strategie und Organisation der TUM. "Umso größer ist die Wirkung, wenn sie Stolz zeigen."
Zudem werde laut Welpe Männern in Führungspositionen nach wie vor mehr Durchsetzungsfähigkeit gegenüber ihren Mitarbeitern zugetraut. "Überraschend ist, dass manche Stereotype gegenüber Frauen bei den Frauen selbst sogar ausgeprägter sind – wenn sie etwa einen dominanten Führungsstil bei Männern eher akzeptieren", erklärt die Wirtschaftswissenschaftlerin.
Frühere Studien haben gezeigt: Wer als führungswillig gesehen wird, hat größere Chancen, tatsächlich auf eine Führungsposition gerufen zu werden. Dies bedeutet für Frauen einen Nachteil, da sie im Schnitt als weniger an Mitarbeiterführung interessiert wahrgenommen werden. Die Wissenschaftler untersuchten nun, welche Rolle dabei Emotionen spielen. Aus ihren Erkenntnissen wollen sie Schulungen entwickeln, die Unternehmen helfen sollen, Potenzial und Leistung von Frauen und Männern ohne Einfluss von Vorurteilen einzuschätzen.
RF/TUM