04.06.2019
Frühchen sind auf der Neugeborenen-Intensivstation vielen Reizen ausgesetzt. Dieser enorme Stress kann lebenslange Spuren in den Gehirnen der Kleinen hinterlassen; in der späteren Kindheit haben viele Frühchen mit Lernschwierigkeiten und Aufmerksamkeitsdefiziten zu kämpfen.
Bei Frühchen, die in den ersten Tagen nach der Geburt spezielle Musik vorgespielt bekommen, zeigte sich in der Studie eine bessere Verknüpfung zwischen zwei Hirnarealen, die für die Verarbeitung von Hörinformationen wichtig ist, als bei Frühchen ohne Musikbeschallung. Das berichtet das Forscherteam um Dr. Lara Lordier von der Universität Genf. „Wir wollten musikalische Stimuli schaffen, die zur Situation der Babys passen“, erklärt Lordier begleitend zur Publikation der Ergebnisse. Zusammen mit dem Komponisten Andreas Vollenweider suchten die Forscher zunächst nach passenden Instrumenten. Von allen Klängen, die Neugeborenen präsentiert wurden, lösten die der indischen Punji-Flöte, die auch Schlangenbeschwörer verwenden, die stärkste Reaktion bei den Babys aus. Die Stücke, die Vollenweider komponierte, waren mit dieser Flöte, Harfe und Glockenspiel besetzt.
In einer doppelblinden Studie spielten die Wissenschaftler diese Musik Frühchen vor. Als Kontrollgruppen dienten Frühchen, denen keine Musik vorgespielt wurde, und reif geborene Babys. Die Untersuchung mittels funktioneller Magnetresonanztomografie (MRT) zeigte, dass sich die Musik positiv auf die Hirnentwicklung der Babys auswirkte. Die funktionale Verbindung der Hirnareale ähnelte bei den Frühchen in der Interventionsgruppe denen von reif Geborenen, bei Frühchen in der Kontrollgruppe war sie jedoch deutlich schlechter. Das legt einen messbaren positiven Einfluss der Musik nahe. Ob beziehungsweise wie sich das Ganze auf die kognitive Entwicklung der Kinder auswirkt, wollen die Forscher in weiteren Studien untersuchen. Die ersten Kinder in der Studie sind heute sechs Jahre alt.
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