05.04.2017
Nicht nur Zecken, auch infizierte Rohmilch kann Hirnhautentzündung übertragen. Dies zeigt ein klar dokumentierter Fall, den Zeckenforscher der Universität Hohenheim auf einer Pressekonferenz vorstellten.
Nach dem Genuss unbehandelter Ziegenmilch erkrankten im Sommer 2016 im Kreis Reutlingen zwei Mitglieder einer Familie an Hirnhautentzündung. Sie wurden stationär behandelt, haben sich inzwischen jedoch wieder erholt. Die Milch war mit dem Virus der <link>Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) befallen. FSME-Infektionen nach dem Verzehr von Rohmilchprodukten kommen in Osteuropa regelmäßig vor. In Deutschland sei ein solcher Fall vor 2016 jedoch noch nicht aufgetreten, erklärte Professor Dr. Ute Mackenstedt, Leiterin des Fachgebiets Parasitologie an der Universität Hohenheim.
Wissenschaftler arbeiten nun daran, den gesamten Übertragungsweg bei den Krankheitsfällen nachzuvollziehen, berichtete Mackenstedt. Dabei seien noch viele Fragen offen, so die Parasitologin. Alle vier Familienmitglieder aßen den gleichen Ziegenkäse, die beiden männlichen Familienmitglieder tranken außerdem Milch und erkrankten. Das könne ein Zufall sein oder daran liegen, dass die Männer zusätzlich zum Käse auch Milch zu sich genommen haben. Grund könnten aber auch geschlechtsspezifische hormonelle Unterschiede der beteiligten Personen sein.
Einer FSME-Infektion durch Nahrungsmittel könne man vorbeugen, sagte Dr. Rainer Oehme vom Landesgesundheitsamt Stuttgart. „Nach gegenwärtigem Kenntnisstand schützt eine normale FSME-Impfung vor einer Ansteckung über infizierte Nahrungsmittel.“ Es sei außerdem davon auszugehen, dass bei Milchprodukten aus pasteurisierter Milch keine Ansteckungsgefahr bestehe.
Uni Hohenheim/RF