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Fuchsbandwurm: Ein Parasit auf Abwegen

Hanke Huber  |  01.08.2022

Reife Waldheidelbeeren laden im Spätsommer zum Naschen ein. Aber eine innere Stimme warnt: "Vorsicht, Fuchsbandwurm!" Doch wie groß ist das Infektionsrisiko tatsächlich?

Kind, sitzt in einem Erdbeerfeld vor einem großen Korb mit Erdbeeren.
Der Verzehr von ungewaschenen Erdbeeren ist ein Risikofaktor für eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm.
© Iryna Tolmachova/iStockphoto

In der Tat gilt eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm, medizinisch alveoläre Echinokokkose genannt, als gefährlichste Parasiten-Erkrankung der gemäßigten Breiten. Der Mensch ist dabei ein Fehlwirt, der die Eier nur "zufällig" aufnimmt. "Der Parasit beziehungsweise sein Larvenstadium nistet sich dann in der Leber ein, nicht im Darm wie andere Bandwürmer. Er wird also nicht wieder ausgeschieden", erklärt Professor Dr. Beate Grüner, Leiterin der Sektion Klinische Infektiologie am Universitätsklinikum Ulm. "Er hat ein tumorartiges Erscheinungsbild, wächst relativ unkontrolliert und kann auch auf andere Gewebe übergehen."

Auch Hunde sind Überträger

Dass Ärzte ihn oft erst spät entdecken, liegt unter anderem daran, dass der Fuchsbandwurm lange Zeit kaum Beschwerden verursacht. Frühe Symptome wie Druck oder Schmerzen im Oberbauch, Müdigkeit oder erhöhte Leberwerte können vielfältige Ursachen haben, sodass sich Diagnose und Therapie häufig verzögern. Ärzte haben ihn auch deshalb oft nicht auf dem Radar, weil Infektionen so selten auftreten. "Wir sprechen von maximal 50 Erkrankten, die dem Robert Koch-Institut pro Jahr gemeldet wurden", betont Grüner.

Kontakt mit den Eiern dürften deutlich mehr Menschen haben, aber längst nicht jeder erkrankt. Man gehe heute davon aus, dass vor allem wiederkehrender Kontakt mit den Fuchsbandwurmeiern das Risiko dafür erhöhe, so die Expertin. Das gilt zum Beispiel bei Land- und Forstwirten in Risikogebieten. Bei Landwirten gilt die Echinokokkose sogar als Berufserkrankung. Auch Hundehalter könnten sich über ihren vierbeinigen Gefährten leichter infizieren. Zum einen kann der Hund selbst befallen sein. Häufiger gehe man jedoch von der "Hunde-Streichel-Theorie" aus. "Der Hund schnüffelt herum, wodurch die Eier an Schnauze oder Fell haften bleiben und so zu Frauchen oder Herrchen gelangen", erklärt Grüner.

Waschen ist das A & O

Grundsätzlich müssen die Eier auf irgendeine Weise in den Mund gelangen und geschluckt werden. Das kann natürlich auch geschehen, indem man bodennahes Obst oder Früchte verzehrt, beim Pilze- oder Bärlauch-Sammeln. Ein Zusammenhang mit Infektionen zeigte sich in Studien laut Grüner jedoch nicht. Einziger signifikanter Risikofaktor, der bei Untersuchungen zutage trat, waren ungewaschene Erdbeeren. "Das Risiko einer Ansteckung lässt sich stark reduzieren, wenn man Dinge, die man bodennah sammelt, schlicht wäscht. Das und eine gute Handhygiene schützen vor einer Ansteckung", so Grüner. Französische Forscher fanden zudem einen weiteren Risikofaktor: Obst, Kräuter und Gemüse aus nicht eingezäunten Gärten. Grüner:  "Hier hilft neben dem Waschen der Kräuter ein fuchssicherer Zaun." Auch ein Erhitzen über 60 Grad tötet die Parasiten-Eier ab.

90 Prozent erkranken nicht

"Man geht im Übrigen davon aus, dass mehr als 90 Prozent der Menschen, die Fuchsbandwurmeier verschlucken, niemals daran erkranken", beruhigt die Infektiologin. Hier scheint die genetische Ausstattung als Cofaktor eine Rolle zu spielen. Eine intakte Immunabwehr senkt ebenfalls das Erkrankungsrisiko. "Bei einem Großteil erledigt das Immunsystem das", beruhigt Grüner.

Auch wenn die Krankheit extrem selten auftritt, ist sie den einzelnen Betroffenen eine ernste Angelegenheit. "Aber wenn man sie rechtzeitig erkennt und leitliniengerecht therapiert, ist sie sehr gut zu behandeln", so die Expertin. In manchen Fällen sei es möglich, den Leberherd zu entfernen. "Wenn man nicht operieren kann, braucht es eine Dauertherapie mit Benzimidazolen. Diese Arzneistoff e töten den Parasiten zwar nicht ab, sie können aber sein Wachstum aufhalten."

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